Einträge von: Marco Clausen

Die Laube ist eröffnet / Hier entsteht ein Freiraum

Am Samstag den 24.06. haben wir die Laube offiziell eröffnet. 2013 haben wir zusammen mit florian Köhl und Christian Burkhardt angefangen zu planen, im August 2015 hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Baugenehmigung erteilt, im Herbst desselben Jahres haben wir das Fundament gelegt, von Mai bis Juli 2016 wurde der dreigeschossige, 10 Meter hohe Holzbau per Hand errichtet und im April und Mai diesen Jahres haben wir die Laube um einen ausziehbaren Raum und eine Terrasse ergänzt. Insgesamt haben über 100 Helfer*innen, Auszubildende der Knobelsdorff-Schule und Studierende der TU-Berlin knapp 12.000 Stunden Arbeit in den Selbstbau gesteckt.

Laube in den PrinzessinnengärtenFotolbum zum Selbstbau der Laube September 2015 bis Juni 2017

Bei der Eröffnung haben wir mit der PlanBude aus Hamburg über Stadtplanung von Unten gesprochen. Das interdisziplinäre Team der PlanBude  hat in St. Pauli mit Methoden wie der „Wunschproduktion“ ein völlig neues Modell der Bürger*innen-Beteiligung in die Praxis umgesetzt. Elemente wie der hier entstandene St. Pauli Code werden inzwischen auch in Berliner Initiativen aufgegriffen. So hat am selben Wochenende wie die Laube auch Stadt von Unten eine PlanGarage auf dem ehemaligen Dragonergelände in Kreuzberg eröffnet . Zu Gast bei der Laubeneröffnung war auch Florian Schmidt, Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg. Mit ihm haben wir über Rekommunalisierung, die Ko-Produktion von Stadt und die Erfahrungen mit Barcelona en comu gesprochen. Noch während der Veranstaltung hat Flortian Schmidt getwitter: Schön dass die #Laube auf den @prinzessgarten jetzt offen ist. Ein neues Beispiel für reale Stadtpolitik von unten.

Hier entsteht: Ein Freiraum

Auf den Selbstbau folgt die selbstorganisierte soziale Praxis. Wir wollen die Laube in den Prinzessinnengärten zu einem selbstorganisiertem Kultur-, Nachbarschafts- und Bildungsort machen. Sie soll allen gemeinwohlorientierten Nutzungen offen stehen und gemeinsam mit den Nutzer*innen bespielt, getragen und erhalten werden. Wir, das sind der Verein common grounds und die Nachbarschaftsakademie.

Ihr habt Lust, mit uns einen selbstorganisierten Freiraum im Sinne eines Gemeinguts aufzubauen? Ihr habt Interesse an einer Nutzung der Laube? Dann meldet Euch unter: laube@prinzessinnengarten.net

Ihr möchtet uns kennenlernen? An jedem zweiten Sonntag öffnen wir eine versteckte Tür an der Laube für ein Picknick. Wir nennen es „Schwärmen“: Aufgetischt wird, was wir gemeinsam an Speisen, Getränken, Ideen, Geschichten und Liedern mitbringen. Termine:


Postwachstumsslam in der Laube

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Volle Laube beim ersten Postwachstums-Slam in den Prinzessinnengärten: Was hat Zeitwohlstand mit Postwachstum zu tun? Welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft für den sozial-ökologischen Wandel? Kann man das „gute Leben“ lernen? Und wieso ist das BIP eigentlich zum weltweiten Maßstab des Wirtschaftens geworden? Junge Wissenschaftler*innen haben ihre Forschungsprojekte und -ergebnisse für ein Leben und Wirtschaften jenseits des Wachstums in jeweils 10 Minuten im Rahmen dieses „Science Slam“ präsentiert. Eingeladen haben: FairBindung e.V., Förderverein Wachstumswende e.V., Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und netzwerk n e.V. Mehr unter: www.fairbindung.org/slam


Bienenführungen für Schulklassen

bienenführung

Die Imker in den Prinzessinnengärten geben regelmäßig Führungen für Schulklassen zur wesensgemäßen Bienenhaltung.  So kürzlich auch für die  2. Klasse der Annie Heuser Schule. Ein Vater hat die Eindrücke von dem Besuch in einem kurzen Bericht festgehalten:

Nach kurzer Fahrt mit S- und U-Bahn erreichten wir an einemmherrlichen Sonnentag die Prinzessinnengärten am Moritzplatz in Kreuzberg. Dort erwartete uns bereits Heinz Risse, der ortsansässige Imker, der den Kindern spannend und informativ alles erklärte, was man über die Bienen wissen muss. Nachdem die Kinder eifrig Fragen gestellt und beantwortet bekommen hatten, ging es, mit Imkerhüten ausgerüstet, auf eine Rundtour zu den verschiedenenBienenstöcken auf dem Gelände.
Herr Risse liess die Bienen aus den Stöcken, und die Kinder trauten sich sogar, einzelne Drohnenbienen (die nicht stechen), auf die Hand zu nehmen. Wie Herr Risse meinte, hatten die Bienen
aber keinen so guten Tag wie wir, denn er wurde insgesamt 4 Mal gestochen, sogar im Gesicht. Nach der Bienentour bekamen wir noch eine entspannte Führung durch die Gärten, wo wir vieles über Pflanzen, Kompost und Gartenbau erfuhren, und an verschiedenen Kräutern auch Geschmacksproben vornahmen. Als es in der Mittagssonne schon fast zu heiß wurde, machten wir uns auf den Heimweg. Es hat allen grossen Spass gemacht und was wir über die Bienen gelernt haben, werden wir nicht mehr vergessen.

Florian Baudrexel (Vater 2. Klasse)


Ivan’s garden, the yellow duck and the investor from the Emirates

In Belgrade the Serbian state and an investor from the Emirates started to build one of the biggest development projects in all of Europe. For this the waterfront of the Sava river has been razed to the ground. The whole waterfront? Not quite. A pensioner and a duck don’t just stand back and watch. Some notes on an unusual encounter in an unlikely garden.

Ivans Haus Belgrad

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Ivans Garten, die gelbe Ente und der Investor aus den Emiraten

In Belgrad haben der serbische Staat und ein Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten damit begonnen, eines der größten Bauprojekte Europas umzusetzen. Das Saveufer in Savamala wurde dafür dem Erdboden gleich gemacht. Das ganze Ufer? Eine Ente und ein Pensionär schauen nicht tatenlos zu. Kurzer Bericht über einen Besuch bei unseren Freunden von Ne Da(vi)mo Beograd und einer ungewöhnlichen Begegnung in einem unwahrscheinlichen Garten.

Ivans Haus BelgradDas Haus von Ivan Timotijevic und seiner Familie

Im Herzen Belgrads, am Ufer der Save, klafft über mehrere Kilometer ein großes Loch. Eine Fläche von fast 200 Hektar wurde hier kürzlich von schwerem Baugerät für eines der größten Bauprojekte des Kontinents freigeräumt. Zwischen Abraumhalden, Baufahrzeugen, Absperrgittern und zwei zwanzigstöckigen Rohbauten steht verloren ein kleines Häuschen. Davor ein Garten, in dem Pfirsichbäumen, Tomaten und Rosen wachsen. Hier lebt Ivan Timotijevic mit seiner Familie. Sein Haus ist die letztere Erinnerung daran, dass auf dem ehemaligen Eisenbahngelände vor kurzem noch 227 Familien gelebt haben. Alle anderen Familien sind in den letzten Jahren umgesiedelt worden. Ihre Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Der alte Mann und der arabische Großinvestor

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Ivan scheint das nicht zu beeindrucken. Er steht an seinem Gartentor und plauscht mit einer Gruppe vorbeigehender Bauarbeitern. Auf Deutsch bittet er uns auf einen Kaffee herein. Vor 40 Jahren, erzählt er uns, hat er im Raum Frankfurt als Mechaniker gearbeitet. Jetzt, im Alter von 68 Jahren will er nicht noch einmal entwurzelt werden. Er zeigt uns den Ort, wo seine Bienen waren, bevor sie durch den Lärm der Baumaschinen vertrieben wurden. In seinem karg eingerichteten Wohnzimmer bietet er uns die letzten Stücke des würzigen Wagenhonigs an. Stolz holt er eine Honigpresse hervor, die er noch aus Deutschland im Gegenwert von zwei Monatsgehältern erworben hatte. Verlöre er das Haus, so Ivan, dann stünde er vor dem Nichts. Statt wie seine Nachbarn dem vermeintlichen unabänderlichen Fortschritt zu weichen, befindet er sich seit fast drei Jahren in einem Rechtsstreit, um seinen Eigentumstitel an dem Grundstück zu belegen. Wie viele andere Objekte im ehemaligen Jugoslawien sind im Zuge eines wilden Privatisierungsprozesses Eigentumsfragen oft ungeklärt. Ivans Nachbarn haben einen hohen Preis gezahlt. Vor eine scheinbar aussichtslose Wahl gestellt, haben sie sich mit dem Umzug in Wohnungen mit begrenzten Mietverträgen abgefunden.

Auf dem 177 Hektar großen ehemaligen Eisenbahngelände soll ein gigantischen Stadtentwicklungsprogramm entstehen. Unzähligen Plakatwänden und ein Infcontainern werben mit glänzenden Neubauten, glücklichen Familien und edlen Wohnungen für das Projekt. Um es umzusetzen, sollen in den nächsten 15 Jahren knapp 3 Milliarden Euro investiert werden.

Waterfront Belgrade

Showroom von „Waterfront Belgrade“

Vorangetrieben wird das Großprojekt von einem Konsortium aus serbischem Staat und einem Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Eagle Hill. Sein repräsentatives Hauptquartier hat der Investor im Stadtteil Savamala in einem aufwendig wiederhergerichteten Bankgebäude errichtet. Hier befand sich zeitweise auch der Sitz der Gestapo in Belgrad. Heute zeigen junge Frauen in gebügelten Uniformen uns ein zwei mal fünf Meter großes Modell der „Belgrade Waterfront“. Das aufwendige und überdimensionierte Modell zeigt die Vision einer neuen Stadt, die aus einer Million Quadratmeter luxuriösem Wohnen, Fünf-Sterne-Hotels, dem höchsten Bauwerks auf dem Balkan, der größten Shopping-Mall Europas und einer Oper besteht.

Die gelbe Ente: Lasst Belgrad nicht absaufen 

ne davimo beogradAktion von Ne Davimo Beograd auf der Save. Bild: nedavimobeograd.wordpress.com

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TEH 83 im Rojc Community Center (Pula)

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Wir waren auf der 83. Trans Europe Halles Konferenz in Pula (Kroatien). TEH ist ein vor 34 Jahren gegründetes europäisches Netzwerk von selbstorganisierten Kulturzentren. Dieses Jahr haben Vertreterinnen von 250 Einrichtungen über „Culture and Sharing Communities“ diskutiert. Auf dem Eröffnungspanel haben wir die Prinzessinnengärten und die Nachbarschaftsakademie präsentiert und danach einen Workshop zu „Sharing the City: From short-term interventions to long term forms of collective ownership“ gegeben. Danke allen Teilnehmenden für die inspirierenden Tage und danke an das Rojc Community Center, das zu den bemerkenswertesten Einrichtungen dieser Art in ganz Europa zählt. In der ehemaligen Kaserne, die gemeinsam von den NutzerInnen und der Stadt verwaltet wird, finden 111 Initiativen aus Kultur, Sport, Gesundheit und Bildung Platz.

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Mitschnitt des Panelbeitrags auf Radio Rojc


MAZI auf der re:publica – digital commons & right to the city

Im Rahmen des europäischen MAZI-Projekts entwickeln common grounds und das Design Research Lab der UdK einen Piloten für ein lokales digitales Netzwerk, das in unterschiedlichen stadtpolitischen Initaitiven genutzt werden soll, darunter in der Nachbarschaftsakademie. In dem Beitrag Digital Commons, Urban Struggles and the Right to the City hatten wir Gelegenheit das Projekt auf der diesjährigen re:publica vorzustellen.


Parkplätze zu Parks

Der selbstorganisierte Parko Navarinou in Athen-Exarcheia

(see english below)

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Die Nachbarschaftsakademie hat den Film „Parko“ in der Laube gezeigt.

Im Herzen Athens, im Stadtteil Exarcheia, gibt es dort, wo noch vor einigen Jahren ein kommerzieller Parkplatz war, heute einen Park mit Olivenbäumen, Gemeinschaftsgärten, öffentlichen Versammlungen und Filmprogrammen. Doch dieser Park war nie von der Stadtverwaltung geplant. Vielmehr sollte die Fläche entwickelt und bebaut werden. Als die Nachbarschaft davon Wind bekam, forderte sie das naheliegende: einen Park für alle, statt Wohnungen und Büros für wenige. Statt auf die Politik zu warten, nahmen sie den Presslufthammer selbst in die Hand, befreiten die Erde vom Beton, pflanzten Bäume und Gärten und betreiben seither den Park  in eigener Regie. Heute ist das ehemalige Grau nicht nur ein vielfältiges Grün, der Park ist auch ein Experiment in Selbstorganisation und Plattform für unterschiedliche politische, soziale und kulturelle Aktivitäten.

 

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Dokumentation zum Aufbau Laube

Diego Aracil und Laura Ordoñez haben den Aufbauprozeß der Laube in einem Film dokumentiert. Hier der Trailer. Der Film wird in diesem Jahr unter anderem auf der Seoul Architektur Biennale laufen, zu der die Laube eingeladen ist.

Insgesamt waren seit Herbst 2015  etwa 100 Studierende, Auszubildende und Freiwillige am Selbstbauprozeß beteiligt. Sie haben ca. 10 000 Stunden Arbeit in das Gebäude eingebracht, das in Zukunft als Gemeingut für Bildung, Kultur und Austausch genutzt werden soll.


Ein Fall von Greenwashing

Kolumne von Christa Müller zu den „Gemeinschaftsgärten“ von Vattenfall:

Mit der Förderung von Braunkohle und dem Betreiben von Atomkraftwerken hat der Energiekonzern Vattenfall viel Geld verdient – und hohe Kosten für Natur und Gesellschaft verursacht. Nun verklagt der Konzern die Bundesrepublik wegen des Atomausstiegs auf fast fünf Milliarden Euro Schadenersatz für „entgangene Gewinne“…. Schon jetzt kostete das Verfahren den deutschen Staat mehrere Millionen – Geld, das fehlt, um zum Beispiel grüne Infrastrukturen in den Städten auszubauen. Hier wiederum engagiert sich – ausgerechnet – Vattenfall! In Berlin eröffnet der Konzern sogenannte „Vattenfall-Gemeinschaftsgärten“ …. Der Konzern, der jährlich 8,5 Millionen Tonnen CO2 allein von Hamburg aus ins Gemeingut Luft entlässt, engagiert sich in Berlin für die Begrünung der Stadt?

Bereits bei der Eröffnung des Vattenfall-Gartens in der Köpenickerstraße in Berlin Mitte hatten einige Gartenaktivist*innen vor Ort auf das Greenwashing aufmerksam gemacht:

„Wer über Jahrzehnte Millionen mit dem ungebremsten Verfeuern fossiler Energieträger verdient hat und dies auf Kosten des Klimas, der Umwelt und zukünftiger Generationen, der kann sich nicht einfach mit ein paar symbolischen Gärten von dieser Verantwortung reinwaschen“.

Der komplette Text der Aktion findet sich hier. Auch das Freie Radio hat einen Beitrag „Ein Fall von Greenwashing?! Garteneröffnung bei Vattenfall in Berlin“ gesendet.