Topic: Nachbarschaftsakademie

Interview in der arch+

Im Rahmen der Ausstellung An Atlas of Commoning. Orte des Gemeinschaffens ist ein Interview von Christian Hiller und Anh-Linh (arch+) mit Elizabeth Calderon Lüning und Marco Clausen (common grounds) veröffentlicht worden. In Die Einübung einer anderen Vision von Stadt sprechen wir urbane Landwirtschaft, die Nachbarschaftsakademie, die Bedeutung der Gemeingutidee für unsere Arbeit und die Wunschproduktion 99 Jahre Prinzesssinnengarten.

 

 


Licht, Luft und Scheisse

Bild: Bauhaus Archiv Mueseum für Gestaltung

©Bauhaus Archiv Museum für Gestaltung

 

Die Jury des Fonds Bauhaus heute hat entschieden, das Projekt Archäologien der Nachhaltigkeit zu fördern

 

Der aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Bauhaus von der Kulturstiftung des Bundes eingerichtete Fonds Bauhaus heute fördert in diesem Jahr 14 Projekte, die sich – mal partizipative oder theoretische, mal visionäre oder kritische, mal künstlerische oder investigative – mit dem Erbe des Bauhauses auseinandersetzen. Ausgewählt wurde auch das Projekt „Licht, Luft und Scheisse“ zur Archäologie der Nachhaltigkeit, eine Kooperation von: Botanischer Garten und Botanisches Museums Berlin, neue Gesellschaft für bildende Kunst, Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten und Martin-Elsaesser-Stiftung. Die Arbeitsgruppe der ngbk bilden Sandra Bartoli, Marco Clausen, Silvan Linden, Asa Sonjasdotter und Florian Wüst.

In der Veröffentlichung der von der Jury ausgewählten Projekte heisst es: „Die vierzehn Jahre, in denen das Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin seine Aktivitäten entfaltete, wirkten als fulminante Initialzündung in der Geschichte der Architektur, der Kunst und des Designs des 20. Jahrhunderts. Mit dem Bauhaus standen zwischen 1919 und 1933 alle Zeichen auf Anfang; nichts sollte sein wie bisher. Die Fragen, um die das Bauhaus kreiste, sind auch heute noch aktuell: Welche Rolle spielen Kunst und Kultur, wenn es gilt, die schöpferischen Kräfte von Individuen freizusetzen und die Gesellschaft im Sinne des Gemeinwohls zu gestalten? Welche Lebens- und Wohnformen reagieren auf welche gesellschaftlichen Bedürfnisse? Die Antworten werden heute auch die aktuellen Herausforderungen wie Globalisierung, technologische Entwicklung und Migration berücksichtigen müssen.“

Aus dem Konzept der Archäologien der Nachhaltigkeit

Das Forschungs-, Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt „Licht, Luft und Scheisse. Archäologien der Nachhaltigkeit“ untersucht die Geschichte der ökologischen Frage im 20. Jahrhundert und setzt diese in Beziehung zu gegenwärtigen urbanen Garten- und Landwirtschaftsbewegungen, zu Selbstversorgung, Selbstbau und nachhaltiger Stadtentwicklung. Das Projekt geht von der These aus, dass in der Moderne der 1920/30er Jahre – mit dem Bauhaus als ihrer exemplarischen Manifestation – die Denkmodelle, Konzepte und Praxen dessen, was in der Umweltbewegung ab den 1960er Jahren unter dem Begriff der „Nachhaltigkeit“ verhandelt wird, bereits angelegt sind. Auch wenn am Bauhaus weder unter Walter Gropius noch seinen Nachfolgern ein direktes Engagement für Naturschutz und nachhaltige Nutzung von Ressourcen vorzufinden ist, lässt sich umgekehrt für nahezu alle Protagonisten des Bauhauses eine intensive Beschäftigung mit biozentristischen Positionen wie etwa der von Raoul Heinrich Francé nachweisen. Die weitgehend unhinterfragte Ansicht, der Moderne fehle das Bewusstsein für die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt und sie sei per Definition gegen die „Natur“ gerichtet, beinhaltet nicht nur die Behauptung eines unüberbrückbaren Gegensatzes. Sie dient auch als Argument für die Undurchführbarkeit jeder ökologischen Alternative und rechtfertigt damit indirekt die fortgesetzte Zerstörung der Natur als Kollateralschaden einer zwangsläufigen Entwicklung, an deren Ende die Technik allein das Überleben der Menschheit sichert.

Angesichts der ungelösten ökologischen Krise der industrialisierten und zunehmend urbanisierten Welt stellt sich die Frage, warum die frühen ganzheitlichen Ansätze zwar gedacht, entwickelt und ausprobiert, jedoch nicht in größerem Maßstab umgesetzt wurden? Und warum scheint vielen heutigen Initiativen die Erinnerung sowohl an die Innovationen als auch das Scheitern ihre Vordenker*innen zu fehlen, aus dem sich gleichsam lernen ließe?


Feminist Futures of Spacial Practice

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The first reading session of „Feminist Futures of Spatial Practices“ took place in the Laube in Prinzessinnengärten in July together with the authors Meike Schalk and Thérèse Kristiansson.  The reading group was initiated by Elizabeth Calderon-Lüning from Common Grounds in ccoperation with the Nachbarschaftsakademie.

If you are interested in following the next reading sessions and getting the PDF of what we are reading, join our  facebook group Feminist Futures of Spatial Practice – Summer 2017

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Facebook-Group of  „Feminist Futures of Spatial Practice

About: In architecture and the arts, feminist practices develop forms of activism, expand dialogue, engage materialisms, transform pedagogies and project alternatives. Forty contributors give examples, tools, and theories in FEMINIST FUTURES OF SPATIAL PRACTICE.

Diane Barbé and Alison Hugill co-host a live discussion following a recent reading group at Prinzessinnengarten, on the book ‚Feminist Futures of Spatial Practice‘, with reading group co-organizer and lecturer at TU Berlin Rosario Talevi and two members of Paris-based architecture agency SERGE, Géraldine de Schrevel and Séréna Rolet.

 

 

 


„Weg von der Romantisierung“: Prinzessinnengärten als Gemeingut

enorm

Das Magazin enorm hat unter dem Titel „Urbania gestalten“ ein Sonderheft zum Thema Stadt herausgegeben. Darin auch ein aus einem Interview mit mir – Marco Clausen – hervorgegagener Beitrag über das Engagement für „städtische Allgemeingüter“.

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Aktionsforschung und urbane Gartenbewegung

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Severin Halder hat in Kooperation in der Nachbarschaftsakademie Einblicke  gegeben in seine Aktionsforschungen zu urbanen Gärten und kollektiven Karten in Berlin und Medellín. Themen waren unter anderem die Politisierung urbaner Gärten, das #UrbanGardeningManifest, kritische Kartographie, die Aneignung durch Unternehmen wie Vattenfall und das Verhältnis von Forschen und Aktivismus. Vielen Dank Severin für deine Arbeit auf dem Papier und in der Bewegung!

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The School of everything

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In Athen haben wir als Nachbarschaftsakademie im Rahmen der Dokumenta 14 an dem zweitägigen Symposium „The School of everything“ teilgenommen. Organisiert wurde die Veranstaltung von AthenSYN und Joulia Strauss (Avtonomi Akadimia). Vorangegangen war ein Symposium in Kassel. Aus dem Programm:

A meeting of initiatives which aims to transform the European educational system. We are building an educational system that consists of politically motivated and artistic initiatives for sharing knowledge, and of proposals by thinkers who see education as decisive for social change. Texts, documentation, manifestos, and sketches of educational models are united in a symposium entitled “The School of Everything.” The symposium takes place in both Kassel and Athens. We shift from learning to sharing. We decriminalize sharing because we would like to enjoy the pleasure of giving. We liberate ourselves from the strictures of “homo sapiens,” a construct imposed upon life. We intend to transform the educational system of Europe.

Teilgenommen haben: Constantinos Amvrosiadis, Sotirios Bahtsetzis, Sebastian Bayse Schäfer, Nuno Cassola Marques, Marco Clausen, Katja Ehrhardt, Jan Gerber, Sanchayan Ghosh, Raúl Hott, Tania Hron, Sebastian Lütgert, Jenny Marketou, Ioulia Mermigka, Martina Schumacher, Joulia Strauss, Jonas Tinius, and Arnisa Zeqo

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Die Laube ist eröffnet / Hier entsteht ein Freiraum

Am Samstag den 24.06. haben wir die Laube offiziell eröffnet. 2013 haben wir zusammen mit florian Köhl und Christian Burkhardt angefangen zu planen, im August 2015 hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Baugenehmigung erteilt, im Herbst desselben Jahres haben wir das Fundament gelegt, von Mai bis Juli 2016 wurde der dreigeschossige, 10 Meter hohe Holzbau per Hand errichtet und im April und Mai diesen Jahres haben wir die Laube um einen ausziehbaren Raum und eine Terrasse ergänzt. Insgesamt haben über 100 Helfer*innen, Auszubildende der Knobelsdorff-Schule und Studierende der TU-Berlin knapp 12.000 Stunden Arbeit in den Selbstbau gesteckt.

Laube in den PrinzessinnengärtenFotolbum zum Selbstbau der Laube September 2015 bis Juni 2017

Bei der Eröffnung haben wir mit der PlanBude aus Hamburg über Stadtplanung von Unten gesprochen. Das interdisziplinäre Team der PlanBude  hat in St. Pauli mit Methoden wie der „Wunschproduktion“ ein völlig neues Modell der Bürger*innen-Beteiligung in die Praxis umgesetzt. Elemente wie der hier entstandene St. Pauli Code werden inzwischen auch in Berliner Initiativen aufgegriffen. So hat am selben Wochenende wie die Laube auch Stadt von Unten eine PlanGarage auf dem ehemaligen Dragonergelände in Kreuzberg eröffnet . Zu Gast bei der Laubeneröffnung war auch Florian Schmidt, Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg. Mit ihm haben wir über Rekommunalisierung, die Ko-Produktion von Stadt und die Erfahrungen mit Barcelona en comu gesprochen. Noch während der Veranstaltung hat Flortian Schmidt getwitter: Schön dass die #Laube auf den @prinzessgarten jetzt offen ist. Ein neues Beispiel für reale Stadtpolitik von unten.

Hier entsteht: Ein Freiraum

Auf den Selbstbau folgt die selbstorganisierte soziale Praxis. Wir wollen die Laube in den Prinzessinnengärten zu einem selbstorganisiertem Kultur-, Nachbarschafts- und Bildungsort machen. Sie soll allen gemeinwohlorientierten Nutzungen offen stehen und gemeinsam mit den Nutzer*innen bespielt, getragen und erhalten werden. Wir, das sind der Verein common grounds und die Nachbarschaftsakademie.

Ihr habt Lust, mit uns einen selbstorganisierten Freiraum im Sinne eines Gemeinguts aufzubauen? Ihr habt Interesse an einer Nutzung der Laube? Dann meldet Euch unter: laube@prinzessinnengarten.net

Ihr möchtet uns kennenlernen? An jedem zweiten Sonntag öffnen wir eine versteckte Tür an der Laube für ein Picknick. Wir nennen es „Schwärmen“: Aufgetischt wird, was wir gemeinsam an Speisen, Getränken, Ideen, Geschichten und Liedern mitbringen. Termine:


Ivans Garten, die gelbe Ente und der Investor aus den Emiraten

In Belgrad haben der serbische Staat und ein Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten damit begonnen, eines der größten Bauprojekte Europas umzusetzen. Das Saveufer in Savamala wurde dafür dem Erdboden gleich gemacht. Das ganze Ufer? Eine Ente und ein Pensionär schauen nicht tatenlos zu. Kurzer Bericht über einen Besuch bei unseren Freunden von Ne Da(vi)mo Beograd und einer ungewöhnlichen Begegnung in einem unwahrscheinlichen Garten.

Ivans Haus BelgradDas Haus von Ivan Timotijevic und seiner Familie

Im Herzen Belgrads, am Ufer der Save, klafft über mehrere Kilometer ein großes Loch. Eine Fläche von fast 200 Hektar wurde hier kürzlich von schwerem Baugerät für eines der größten Bauprojekte des Kontinents freigeräumt. Zwischen Abraumhalden, Baufahrzeugen, Absperrgittern und zwei zwanzigstöckigen Rohbauten steht verloren ein kleines Häuschen. Davor ein Garten, in dem Pfirsichbäumen, Tomaten und Rosen wachsen. Hier lebt Ivan Timotijevic mit seiner Familie. Sein Haus ist die letztere Erinnerung daran, dass auf dem ehemaligen Eisenbahngelände vor kurzem noch 227 Familien gelebt haben. Alle anderen Familien sind in den letzten Jahren umgesiedelt worden. Ihre Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Der alte Mann und der arabische Großinvestor

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Ivan scheint das nicht zu beeindrucken. Er steht an seinem Gartentor und plauscht mit einer Gruppe vorbeigehender Bauarbeitern. Auf Deutsch bittet er uns auf einen Kaffee herein. Vor 40 Jahren, erzählt er uns, hat er im Raum Frankfurt als Mechaniker gearbeitet. Jetzt, im Alter von 68 Jahren will er nicht noch einmal entwurzelt werden. Er zeigt uns den Ort, wo seine Bienen waren, bevor sie durch den Lärm der Baumaschinen vertrieben wurden. In seinem karg eingerichteten Wohnzimmer bietet er uns die letzten Stücke des würzigen Wagenhonigs an. Stolz holt er eine Honigpresse hervor, die er noch aus Deutschland im Gegenwert von zwei Monatsgehältern erworben hatte. Verlöre er das Haus, so Ivan, dann stünde er vor dem Nichts. Statt wie seine Nachbarn dem vermeintlichen unabänderlichen Fortschritt zu weichen, befindet er sich seit fast drei Jahren in einem Rechtsstreit, um seinen Eigentumstitel an dem Grundstück zu belegen. Wie viele andere Objekte im ehemaligen Jugoslawien sind im Zuge eines wilden Privatisierungsprozesses Eigentumsfragen oft ungeklärt. Ivans Nachbarn haben einen hohen Preis gezahlt. Vor eine scheinbar aussichtslose Wahl gestellt, haben sie sich mit dem Umzug in Wohnungen mit begrenzten Mietverträgen abgefunden.

Auf dem 177 Hektar großen ehemaligen Eisenbahngelände soll ein gigantischen Stadtentwicklungsprogramm entstehen. Unzähligen Plakatwänden und ein Infcontainern werben mit glänzenden Neubauten, glücklichen Familien und edlen Wohnungen für das Projekt. Um es umzusetzen, sollen in den nächsten 15 Jahren knapp 3 Milliarden Euro investiert werden.

Waterfront Belgrade

Showroom von „Waterfront Belgrade“

Vorangetrieben wird das Großprojekt von einem Konsortium aus serbischem Staat und einem Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Eagle Hill. Sein repräsentatives Hauptquartier hat der Investor im Stadtteil Savamala in einem aufwendig wiederhergerichteten Bankgebäude errichtet. Hier befand sich zeitweise auch der Sitz der Gestapo in Belgrad. Heute zeigen junge Frauen in gebügelten Uniformen uns ein zwei mal fünf Meter großes Modell der „Belgrade Waterfront“. Das aufwendige und überdimensionierte Modell zeigt die Vision einer neuen Stadt, die aus einer Million Quadratmeter luxuriösem Wohnen, Fünf-Sterne-Hotels, dem höchsten Bauwerks auf dem Balkan, der größten Shopping-Mall Europas und einer Oper besteht.

Die gelbe Ente: Lasst Belgrad nicht absaufen 

ne davimo beogradAktion von Ne Davimo Beograd auf der Save. Bild: nedavimobeograd.wordpress.com

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TEH 83 im Rojc Community Center (Pula)

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Wir waren auf der 83. Trans Europe Halles Konferenz in Pula (Kroatien). TEH ist ein vor 34 Jahren gegründetes europäisches Netzwerk von selbstorganisierten Kulturzentren. Dieses Jahr haben Vertreterinnen von 250 Einrichtungen über „Culture and Sharing Communities“ diskutiert. Auf dem Eröffnungspanel haben wir die Prinzessinnengärten und die Nachbarschaftsakademie präsentiert und danach einen Workshop zu „Sharing the City: From short-term interventions to long term forms of collective ownership“ gegeben. Danke allen Teilnehmenden für die inspirierenden Tage und danke an das Rojc Community Center, das zu den bemerkenswertesten Einrichtungen dieser Art in ganz Europa zählt. In der ehemaligen Kaserne, die gemeinsam von den NutzerInnen und der Stadt verwaltet wird, finden 111 Initiativen aus Kultur, Sport, Gesundheit und Bildung Platz.

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Mitschnitt des Panelbeitrags auf Radio Rojc


MAZI auf der re:publica – digital commons & right to the city

Im Rahmen des europäischen MAZI-Projekts entwickeln common grounds und das Design Research Lab der UdK einen Piloten für ein lokales digitales Netzwerk, das in unterschiedlichen stadtpolitischen Initaitiven genutzt werden soll, darunter in der Nachbarschaftsakademie. In dem Beitrag Digital Commons, Urban Struggles and the Right to the City hatten wir Gelegenheit das Projekt auf der diesjährigen re:publica vorzustellen.