Topic: Stadt und Garten

Gärten verwurzeln, Zwischennutzungen beenden

Präsentation des Dauergartenvertrags beim Runden Tisch Liegenschaftspolitik im Berliner abgeordnetenhaus 

Als Common Grounds setzen wir uns am Moritzplatz und allgemein für ein Ende der Zwischennutzungen ein. Sie bedeuten immer, dass das was lokal an Beziehungen und Verwurzelungen aufgebaut wird, jederzeit damit rechnen muss, weichen zu müssen. Zwar mögen Beete umziehen können, Nachbarschaften können es nicht. Entsprechend hat sich auch das Berliner Abgeordnetenhaus für eine „Verwurzelung urbaner und interkultureller Gärten“ in der Stadt ausgesprochen, doch immer noch fehlt es an einer Umsetzung der Ziele, die auch im Koalitionsvertrag festgehalten wurden.  

Gerade die gegenwärtige Situation aus Privatisierung, Spekulation und Verdrängung bedeutet: Wenn urbane Gärten weiterhin nur als Zwischennutzung verstanden werden, dann werden sie  über kurz oder lang dem Beton weichen. Das zeigen Fälle wie das bedrohte himmelbeet im Wedding oder die Prachttomate in Neukölln. Daher haben wir als common grounds beim Runden Tisch Liegenschaftspolitik einen Dauergartenvertrag für Berlin gefordert, der die bestehenden 113 urbanen Gärten als Teil der sozialen und ökologischen Infrastruktur in Form eines gemeinwohlorientierten Bodenfonds sichert und 200 neue Gärten schafft. Wir haben versucht zu unterstreichen, dass es in diesen Gärten nicht nur um die Freude an den eigenen Tomatenpflasnzen geht (das auch), sondern sie als Bildungsorte und als Räume, in denen unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen, um sich gemeinsam für ihre Nachbarschaft und die Natur einzusetzen, wichtige Bausteine für einen sozial-ökologischen Stadtumbau und eine demokratische Stadtgesellschaft sind. Es ist daher kein Wunder, dass sich alle Fraktionen des Abgeordnetenhaus für eine „dauerhafte Verwurzelung“ der Gärten eingesetzt haben, und nur die AfD die Gärten ablehnt mit dem Argument, hier würde ein „neuer außerparlamentarischer Acker“ entstehen.
Es hat lange gedauert, bevor das Grün überhaupt einmal Tagesordnungspunkt des Runden Tisches wurde. Vor genau 6 Jahren wurde hier schon einmal der Prinzessinnengarten diskutiert. Ende 2012 haben über 30.000 Unterstützer*innen die vom Senat geplanten Verkauf der Fläche an einen Investor verhindert. Eine der ganz wenigen Ausnahme in der Privatisierungsgeschichte Berlins, bei der eine bereits entschiedener Verkauf zurückgenommen wurde. Eine Bebauung durch einenen Investor ist damit trotz immer wieder anderslautender Gerüchte auch für die Zukunft vom Tisch. Derzeit gibt es keine Bebauungspläne für diesen Ort, vielmehr hat sich der Bezirk sich für einen Erhalt der gemeinwohlorientierten Funktionen des Prinzessinnengartens ausgesprochen. Am Moritzplatz setzen wir uns als Common Grounds daher dafür ein, dass der Prinzessinnengarten auch nach dem für nächstes 2019 angekündigten Wegzug der mobilen Beete von Nomadisch Grün für die nächsten 99 Jahre als Ort der Bildung, des Austausches, der biologischen Vielfalt erhalten bleibt. Um gemeinsam Ideen, Wünsche und Konzepte für einen Erhalt zu entwickeln, treffen wir uns jeden Montag in der „Commons-Abendschule“.

Das aus dem Untersuchungsausschuss „Gemeingut Grün“ hervorgegangen Magazin zum Dauergartenvertrag kann hier heruntergeladen werden:  https://prinzessinnengarten.net/ein-dauergartenvertrag-fuer-berlin/


Hitzefrei und einen Toast auf all die Spinner, die seit 100 Jahren unser Grün verteidigen!

Eine Glosse von Marco Clausen

An alle da draussen, die zur Abkühlung in die Krumme Lanke springen, im Gleisdreieck-Park skaten, im Mauerpark singen, im Görli einen durchziehen, sich am Teufelssee nackig machen, im Grunewald durchatmen, mit ihren Kindern die Schweine füttern gehen, im Sonnenuntergang des Tempelhofer Feld ein Alster trinken oder Gemüse ziehen, im Prinzessinnengarten die Gartenpizza essen. Wenn ihr nicht eh schon liegt, dann haltet einen Moment inne. Nichts davon kam als Geschenk. Grün in dieser Stadt musste schon immer gegen Spekulation und Bebauung verteidigt und der Politik abgerungen werden. An jedem Tag über 30 Grad sollten wir Hitzefrei kriegen und ein Lied anstimmen auf all jene, die – teils über Jahrzehnte, teils in erbitterten Auseinandersetzungen – Petitionen geschrieben, Proteste organisiert, politischen Druck ausgeübt haben, damit die Bäume nicht gefällt, die Wiesen nicht zubetoniert, die sogenannten „Brachen“ nicht bebaut werden. Auch jene sollten wir in unsere Danksagung einbeziehen, die gleich selbst angefangen haben, die Stadt zu begrünen.

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Social Design Honoree Circle

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Die Prinzessinnengärten waren bereits 2014 für den renommierten Curry Stone Design Prize nominiert. Der Preis geht an innovative Projekte weltweit, die Design nutzen, um drängende Fragen sozialer Gerechtigkeit zu adressieren. 2017 wurden die Prinzessinnengärten neben 99 weiteren Projekten in den Social Design Circle des Curry Stone Design Prize aufgenommen.

Im Oktober werden all jene Projektes des Kreises vorgestellt, die sich dem Thema Städte als Ökosysteme widmen, darunter Antonio Scarponi ([onceptual)evices), Auroville Earth Institute, coloco, Marjetica Potrč, Nance Klehm, Pliny Fisk and Gail Vittori (Center for Maximum Potential Building Systems),  Sanergy, Superuse-Studios und das Transition Network!

Ein Interview in Englisch, das wir für die Auszeichnung gegeben haben,  findet sich hier (Episode 46)

Prinzessinnengärten was nominated part of the Social Design Honoree Circle by the Curry Stone Design Prize. You can find a podcast about the garden here (episode 46)


Vitra Design Museum

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Im Rahmen der Ausstellung „Together“ im Vitra Design Museum haben wir einen Vortrag zu Grün in der Stadt gehalten und die Laube als Beispiel für kollektiven Selbstbau vorgestellt. Die Ausstellung zeigt Beispiele aus Geschichte und zeitgenössischer Architektur zum Bauen und Wohnen im Kollektiv. Hintergrund der Ausstellungskonzeption sind die steigenden Immobilienpreise in den Metropolen.  Dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum werden  klassische Konzepte des Wohnungsbaus nicht mehr gerecht.


„Weg von der Romantisierung“: Prinzessinnengärten als Gemeingut

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Das Magazin enorm hat unter dem Titel „Urbania gestalten“ ein Sonderheft zum Thema Stadt herausgegeben. Darin auch ein aus einem Interview mit mir – Marco Clausen – hervorgegagener Beitrag über das Engagement für „städtische Allgemeingüter“.

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Zukunft der Prinzessinnengärten

Was passiert mit dem Gelände der Prinzessinnengärten am Moritzplatz? Der Tagesspiegel fragt im Interview mit Marco Clausen ob es Angst vor einem Verkauf gibt:

– UNTER NACHBARN –

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Kräuter, Gemüse und ein bisschen Utopie: Seit 2009 werden in den Prinzessinnengärten am Moritzplatz Urban-Gardening-Träume wahr. Marco Clausen erzählt, was man in dem grünen Paradies alles machen kann – und warum verlässliche Perspektiven fehlen.

Ihr baut Gemüse an und betreibt ein Café – was kann man im Prinzessinnengarten noch alles machen? Es gibt regelmäßige Gartenarbeitstage, bei denen alle Interessierten mitgärtnern und mehr über den ökologischen Gemüseanbau in der Stadt lernen können. Montags und Mittwochs haben wir eine offene Fahrradwerkstatt und jeden Samstag eine offene Werkstatt, jeden zweiten Sonntag einen Flohmarkt. Wir bieten auch Kurse an, beispielsweise zu Bienenhaltung und Kräuterkunde. Es finden darüber hinaus immer wieder Kochworkshops, Filmvorführungen und öffentliche Gespräche statt.

Wie und von wem wird der Garten bewirtschaftet? Jedes Jahr gärtnern mehrere Hundert Freiwillige in den Prinzessinnengärten mit. Träger des Gartens ist die gemeinnützige Organisation Nomadisch Grün. Für Aufbau und Erhalt sowie die offenen Beteiligungs- und Bildungsangebote des Gartens bekommen wir keine Förderungen – wir versuchen, die Kosten durch eigene wirtschaftliche Tätigkeiten zu finanzieren. Zu diesen zählt neben der Gastronomie auch der Aufbau von Ablegergärten in Schulen, Kitas, Flüchtlingsunterkünften und Kultureinrichtungen.

Steckt auch ein sozialer Ansatz dahinter? Die Prinzessinnengärten verstehen sich als selbstorganisierter offener Lernort. In Workshops, Gartenarbeitstagen, in Projekten mit Kindergärten und Schulen engagieren wir uns für den Schutz von Umwelt und Natur, den Aufbau von weiteren urbanen Gärten, ökologischen Anbau und gesunde Ernährung. Nachbarschaft und freiwillige HelferInnen haben wesentlich dazu beigetragen, dass es diesen Ort gibt, der für alle zugänglich ist und zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt geworden ist. Jedes Jahr kommen mehrere zehntausend Menschen zu uns an den Moritzplatz, aus der unmittelbaren Nachbarschaft, aber auch aus der ganzen Welt.

Ihr mietet die Fläche von der Stadt. Habt Ihr Angst, dass das Gelände verkauft werden könnte? Wir sind 2009 als mobiler Garten gestartet. Damals hatten wir jeweils einmonatige Mietverträge mit dem Berliner Liegenschaftsfonds, der die Fläche 2012 an einen Investor verkaufen wollte. Über 30.000 Unterschriften für unsere Kampagne „Wachsen lassen!“ und die Unterstützung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg haben damals die Privatisierung verhindert und die Verlängerung des Pachtvertrags bis Ende 2018 erwirkt. Die BVV hat sich auch im letzten Jahr noch einmal für einen langfristigen Erhalt der gemeinnützigen Nutzungen am Moritzplatz ausgesprochen. Die Entscheidung über die Zukunft der Fläche fällt allerdings im Wesentlichen der Berliner Senat – angesichts der Unsicherheit in Bezug auf die zukünftige Flächennutzung gibt es deshalb immer wieder die Überlegung, an einen alternativen Standort umzuziehen. Vor dem Hintergrund der Privatisierungspolitik des letzten Jahrzehnts und angesichts der fortgesetzten Verdrängung von MieterInnen, kleinen Gewerbetreibenden, kulturellen, sozialen und ökologischen Freiräumen in Berlin, setzen sich aber auch einige der in den Prinzessinnengärten Engagierten zusammen mit anderen Initiativen in der Stadt dafür ein, dass es langfristige Lösungen für gemeinwohlorientierte Nutzungen und eine neue Beteiligungskultur gibt. Unter anderem als Plattform für diese Diskussion haben wir in den vergangenen beiden Jahren die Laube in den Prinzessinnengärten errichtet: Seit letztem Samstag wird sie von dem Verein „common grounds“ als ein offener Kultur-, Nachbarschafts- und Lernort betrieben.

Haben Sie jetzt Lust bekommen, selbst ein bisschen im Dreck zu wühlen? Während der Gartenarbeitstage (Donnerstags 15 bis 18 Uhr, Samstags 11 bis 14 Uhr) kann jeder mit gärtnern. Gartenbar und –restaurant sind täglich (während der Saison) von 12 bis 20 Uhr geöffnet, der Garten selbst von 10 bis 22 Uhr. Alle Infos: Prinzessinnengarten.net


Die Laube ist eröffnet / Hier entsteht ein Freiraum

Am Samstag den 24.06. haben wir die Laube offiziell eröffnet. 2013 haben wir zusammen mit florian Köhl und Christian Burkhardt angefangen zu planen, im August 2015 hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Baugenehmigung erteilt, im Herbst desselben Jahres haben wir das Fundament gelegt, von Mai bis Juli 2016 wurde der dreigeschossige, 10 Meter hohe Holzbau per Hand errichtet und im April und Mai diesen Jahres haben wir die Laube um einen ausziehbaren Raum und eine Terrasse ergänzt. Insgesamt haben über 100 Helfer*innen, Auszubildende der Knobelsdorff-Schule und Studierende der TU-Berlin knapp 12.000 Stunden Arbeit in den Selbstbau gesteckt.

Laube in den PrinzessinnengärtenFotolbum zum Selbstbau der Laube September 2015 bis Juni 2017

Bei der Eröffnung haben wir mit der PlanBude aus Hamburg über Stadtplanung von Unten gesprochen. Das interdisziplinäre Team der PlanBude  hat in St. Pauli mit Methoden wie der „Wunschproduktion“ ein völlig neues Modell der Bürger*innen-Beteiligung in die Praxis umgesetzt. Elemente wie der hier entstandene St. Pauli Code werden inzwischen auch in Berliner Initiativen aufgegriffen. So hat am selben Wochenende wie die Laube auch Stadt von Unten eine PlanGarage auf dem ehemaligen Dragonergelände in Kreuzberg eröffnet . Zu Gast bei der Laubeneröffnung war auch Florian Schmidt, Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg. Mit ihm haben wir über Rekommunalisierung, die Ko-Produktion von Stadt und die Erfahrungen mit Barcelona en comu gesprochen. Noch während der Veranstaltung hat Flortian Schmidt getwitter: Schön dass die #Laube auf den @prinzessgarten jetzt offen ist. Ein neues Beispiel für reale Stadtpolitik von unten.

Hier entsteht: Ein Freiraum

Auf den Selbstbau folgt die selbstorganisierte soziale Praxis. Wir wollen die Laube in den Prinzessinnengärten zu einem selbstorganisiertem Kultur-, Nachbarschafts- und Bildungsort machen. Sie soll allen gemeinwohlorientierten Nutzungen offen stehen und gemeinsam mit den Nutzer*innen bespielt, getragen und erhalten werden. Wir, das sind der Verein common grounds und die Nachbarschaftsakademie.

Ihr habt Lust, mit uns einen selbstorganisierten Freiraum im Sinne eines Gemeinguts aufzubauen? Ihr habt Interesse an einer Nutzung der Laube? Dann meldet Euch unter: laube@prinzessinnengarten.net

Ihr möchtet uns kennenlernen? An jedem zweiten Sonntag öffnen wir eine versteckte Tür an der Laube für ein Picknick. Wir nennen es „Schwärmen“: Aufgetischt wird, was wir gemeinsam an Speisen, Getränken, Ideen, Geschichten und Liedern mitbringen. Termine:


Parkplätze zu Parks

Der selbstorganisierte Parko Navarinou in Athen-Exarcheia

(see english below)

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Die Nachbarschaftsakademie hat den Film „Parko“ in der Laube gezeigt.

Im Herzen Athens, im Stadtteil Exarcheia, gibt es dort, wo noch vor einigen Jahren ein kommerzieller Parkplatz war, heute einen Park mit Olivenbäumen, Gemeinschaftsgärten, öffentlichen Versammlungen und Filmprogrammen. Doch dieser Park war nie von der Stadtverwaltung geplant. Vielmehr sollte die Fläche entwickelt und bebaut werden. Als die Nachbarschaft davon Wind bekam, forderte sie das naheliegende: einen Park für alle, statt Wohnungen und Büros für wenige. Statt auf die Politik zu warten, nahmen sie den Presslufthammer selbst in die Hand, befreiten die Erde vom Beton, pflanzten Bäume und Gärten und betreiben seither den Park  in eigener Regie. Heute ist das ehemalige Grau nicht nur ein vielfältiges Grün, der Park ist auch ein Experiment in Selbstorganisation und Plattform für unterschiedliche politische, soziale und kulturelle Aktivitäten.

 

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ngbk Projekt zu Archäologien der Nachhaltigkeit

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Die Hauptversammlung der ngbk hat entschieden, die „Archäologien der Nachhaltigkeit“ als erster Projekt im Rahmen einer neuen Förderung von künstlerischen Forschungsvorhaben zu unterstützen. Das Vorhaben, das sich ausgehend von Leberecht Migge mit dem Entstehen und dem Wandel von Ideen der Nachhaltigkeit in der Moderne auseinandersetzt, wurde von Silvan Linden, Asa Sonjasdotter, Florian Wüst, Sandra Bartoli und Marco Clausen eingereicht.