Interview im Neuen Deutschland zu Paula Z. Segals Arbeit zum Zugang zu öffentlichen Flächen in New York, entstanden im Rahmen ihrer Residency in der Nachbarschaftsakademie.
Interview im Neuen Deutschland zu Paula Z. Segals Arbeit zum Zugang zu öffentlichen Flächen in New York, entstanden im Rahmen ihrer Residency in der Nachbarschaftsakademie.
VERMISSTES ZEICHEN AM MORITZPLATZ
Am Abend des 22. August wurde das Schild, das die Fläche des Prinzessinnengartens als „Gemeingut“ kennzeichnet, vom Zaun am Moritzplatz entfernt. Für jeden Hinweis auf den Verbleib des Schildes bieten wir als Belohnung eine Tour zu den von uns im Rahmen des Workshops mit Paula Z. Segal, Anna Heilgemeir und Enrico Schönberg in der Nachbarschaft um den Prinzessinnengarten identifizierten „Commons“. Das entlaufene, 90 x 60 cm große Schild beinhaltet folgende Information:
„DAS IST AUCH DEIN LAND“
Nutzung: Garten, Bildung, Treffpunkt, Café, Nachbarschaftsakademie
Besitzer: Nomadisch Grün gGmbH
Eigentümer: Bezirk Friedrichshai-Kreuzberg
Gemeingut-Nr.: Flurstück 191, 546
Satus: Unsicher, Mietvertrag geht bis Ende 2018, „Gewerbemischgebiet“
Kontakt: gemeingueterbeirat@common-grounds.net
Im Rahmen ihres Residency-Projekts der Nachbarschaftsakademie haben Paula Z. Segal (596 Acres, New York), Anna Heilgemeir und Enrico Schönberg (Berlin) eine Fahrradtour zu Orten zwischen Kottbusser Tor und Mehringdamm organisiert und Orte aufgesucht, an denen derzeit die Frage der Gemeingüter und einer Stadtentwicklung von Unten verhandelt wird. Vor Ort haben VertreterInnen von Initiativen und Forschende die gegenwärtige Situation vorgestellt.
Mit Unterstützung der anstiftung konnten wir Christoper Dell in die Nachbarschaftsakademie einladen. Dell ist Stadtheoretiker, Komponist und laut Reclam Jazzlexikon führender Vibraphonist Europas. In der Nachbarschaftsakademie sprach er zum Thema Stadtaktivsmus und „Recht auf Stadt“ und intonierte dabei seine Ideen der Improvisation mit dem Vibraphon. Das Urbane ist nach Dell kein Behälter, sondern es wird laufend produziert durch das Alttagsleben von uns allen. Orte wie den Prinzessinnengarten bezeichnet er als „Übungsräume“, in denen neue Formen der Produktion des Urbanen geprobt und ausprobiert werden. In seinem jüngsten Buch, „Das Urbane“, heisst es: Die Auseinandersetzung um „Stuttgart 21″, die Gentrifizierungsdebatte, die Recht-auf-Stadt-Bewegung, Zwischennutzungen wie die ‚Prinzessinnengärten‘ in Berlin, die Diskussion um die Commons … In ihnen allen manifestiert sich, auf höchst unterschiedliche Weise, der Wille der Menschen, mehr zu sein als nur bloße Agenten einer kommerziellen Wohnapparatur Stadt.“
Wie politisch sind urbane Gärten und welche Rolle spielen sie in den gegenwärtigen Diskussionen zu einem „Recht auf Stadt“? Diese Frage wurden in den letzten Wochen und Monaten in Zeitungbeiträgen und Publikationen, sowie im Urban Gardening Manifest widerholt formuliert:
Im Rahmen der von ihm kuratierten Filmreihe zu Bodenfrage, Mieterkampf und Selbstversorgung hat Florian Wüst im Rahmen der Nachbarschaftsakademie zwei Filme in den Archiven zum Arbeiterwohnungsbau im Ruhrgebiet aufgetan (Filmbeschreibung). Im Sinne der Idee wechselseitiger nachbarschaftlicher Hilfe haben wir die Filme auf dem sogenannten Dragoner-Areal gezeigt, auf dem sich NutzerInnen und AnwohnerInnen derzeit gegen eine Privatisierung und für 100 % wirklich bezahlbaren Wohn- und Gewerberaum einsetzen
Am Samstag gingen beim Kreuzberger CSD mehrere Tausend Menschen zum Tanzen auf die Straße, aber auch „um das Miteinander im Kiez zu stärken und zu feiern und existierende Missstände im Kiez am CSD-Wochenende laut auf die Straße zu tragen.“ Bei Zwischenstops am Moritzplatz und am Kottbusser Tor gab es kurze Redebeiträge zur Kampagne zum Erhalt des Prinzessinnengartens und zur MieterInneninitiative Kotti&Co und dem anstehenden Mietenvolksentscheid. Mehr auf dem Blog der Nachbarschaftsakademie
Im Sommer 2015 ist im Prinzessinnengarten am Moritzplatz mit der Nachbarschafsakademie eine offene Plattform für Wissensaustausch, kulturelle Praxis und Aktivismus in Stadt und Land entstanden.
Für das Sommerprogramm 2015 zum Thema Stadt Land Boden haben wir KünstlerInnen, AktivistInnen, ExpertInnen und Organisationen aus New York, Paris, Kopenhagen und Hamburg eingeladen, um mit Partnern vom Moritzplatz, aus Berlin und aus Brandenburg zusammenzuarbeiten. Das für alle Interessierten offene und kostenlose Programm setzte sich zusammen aus Work- und Talk-Shops, Spaziergängen, Exkursionen, öffentlichen Gesprächen, Nachbarschaftsessen und Filmabenden.
Das Programm 2016 widmet sich dem Thema Kollektives Lernen, Commoning und die Sorge um das Mögliche.
Der Aufbau der offenen Wissensplattform Nachbarschaftsakademie wird ergänzt durch eine nach und nach wachsende architektonische Struktur, der Laube im Prinzessinnengarten Zusammen mit fatkoehl architekten und unterstützt von der Deutschen Bundesumweltstiftung arbeiten wir an einem experimentellen und im Selbstbau erweiterbaren Gebäude, das einen nicht-kommerziellen Raum bietet für Workshops, öffentliche Vorträge, Residencies, vertikales Gärtnern sowie die Arbeit mit und von Geflüchteten.
Im März 2016 hat die Nachbarschaftsakademie zusammen mit bassateen e.V. einen Abend zu Gärten und Ernährungssouveränität in Syrien veranstaltet. Hier einige Eindrücke
Die Nachbarschaftsakademie ist ein Gemeinschaftsprojekt von Prinzessinnengarten, Åsa Sonjasdotter, Common Grounds e.V. und der anstiftung.
Kontakt: nachbarschaftsakademie@prinzessinnengarten.net
Kürzlich veröffentlichte der Autor Max Scharnigg in der Süddeutschen unter dem Titel „Grüner wird’s nicht“ eine Polemik gegen das „Nieschenanliegen“ urban Gardening. Dem Bauen und der Verdichtung das Wort redend, spricht Scharnigg über „betreutes Gärtnern für die herumstümpernde Ökoschicht.“ Es handele sich um „Spielplätze für wenige.“ Christa Müller, Geschäftsführerin der anstiftung, betont in ihrer Erwiderung „Grüne Revolution“ in der Frankfurter Rundschau“Gärtnern in der Stadt ist hochpolitisch. Wer die Bewegung verniedlicht, versperrt sich selbst den Blick auf den gesellschaftlichen Wandel.“ Sie verweist dabei unter anderem auf das von 120 Initiativen unterzeichnete Urban Gardening Manifest.
Weiter heisst es: (mehr …)
Die Veranstaltung „1:1 – Dialog Extreme“ an der TU-Berlin hat versucht über erzählerische Formate die Diversität verfügbaren Wissens und Positionen zu verbinden. An 40 Tischen saßen geladene ExpertInnen, die von Ihnen für 25-minütige, persönliche Tischgespräche zu unterschiedlichsten Aspekten des Themas „Miete in Berlin“, gebucht werden konnten. Die Gäste konnten Gespräche führen von A wie „Allmende“ bis Z wie „Zwischennutzung“. Dabei sollten die Grenzen zwischen ExpertInnen und Publikum fließend sein. Mit dabei war Marco Clausen vom Prinzessinnengarten mit Einschätzungen zur Frage „Grün vs. Grau / Gartenromantiker vs. Betonfraktion- ein Blick über den Beetrand vermeintlicher Gegensätze“. Die Gespräche lassen sich hier nachhören