Commonarden und Frauenfußballweltmeisterschaftsversteher

In Hamburg läuft das  Internationalen Sommerfestivals zum Thema „Gemeingüter“ und Nahe der Reeperbahn ist aus diesem Anlass ein „Garten für alle“ enstanden, das Gartendeck. Das hat Till Briegleb zu einer polemischen Bewertung des Zustands der Idee der Commons bzw. der Allmende veranlasst, die im Feuilletton der Süddeutschen veröffentlicht wurde und in der er kurz zusammengefaßt zu dem Schluß kommt: feine Idee, aber kein Staat (bzw. keine Revolution) mit zu machen, weil Gemeingüter schon gleichmal so bedürftig klinge wie Frauen-Fußballweltmeisterschaft, und außerdem seien die Welt und ihre Strukturen eh zu gemein. Jeder Versuch der maßlosen Ausplünderung von Ressourcen und ungebremsten Zerstörung der Umwelt durch selbstorganisierte lokale Nutzergemeinschaften zu begegnen sei daher von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das ganze ist schön pointiert geschrieben, endet in einem etwas altväterlichen Schulterklopfen á la „schöne politische Hobbys“, die ihr da betreibt und folgt was die Recherchetiefe angeht ganz dem Motto: „Ein gute Pferd springt nicht höher als es muß“. Die im Artikel zwar angeführte, aber leider nicht befragte Silke Helfrich weist dann in ihrer Replik auch darauf hin, dass um die Frage nach der Brauchbarkeit der Idee der Commons zu beurteilen,

„es viel Theorie, viel Debatte, einen langen Atem und – dies vor allem – Respekt vor der Praxis der Leute, die etwas verändern“ brauche. „Egal wie groß oder klein diese Projekte sind. Mit Herablassung (…) hat noch niemand einen kulturellen Wandel herbei geführt. Und um nichts Geringeres geht es. Um das Verschieben der gesellschaftlichen Debatte, weg vom homo oeconomicus und den Börsennachrichten hin zu den Nachrichten über best practices der commoners und zum Sichtbarmachen des homo cooperans in uns“

Auch Gerhartd Scherhorn, Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik, sieht in seiner ebenfalls in der SZ veröffentlichten Antwort keinen

„Widerspruch darin, sich beispielsweise an der Rekultivierung einer Stadtbrache aktiv zu beteiligen, während die global wirkenden Wirtschaftsstrukturen die Erosion vorantreiben und die Bodenfruchtbarkeit weltweit aufzehren. Denn man trägt dazu bei, das Richtige zu tun, und wehrt sich sichtbar dagegen, dass die Gesellschaft das Falsche bevorzugt.“