Gespräch zur aktuellen Klimadebatte

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Bild: ende-gelände.org

Die aktuelle Klimadebatte zwischen Urban Gardening, Widerstand gegen den Kohleabbau und dem nächsten Klimagipfel. Ein Öffentliches Gespräch mit Sybille Bauriedl

Unter dem Motto „Ende Gelände!“ haben im August diesen Jahres etwa 1600 Menschen am Klimacamp im Rheinischen Braunkohlerevier teilgenommen und für einen symbolischen Moment die Kohlebagger lahmgelegt. Im Aufruf  hiess es, bei der UN-Klimaklimakonferenz im Dezember in Paris würden Regierungsvertreter*innen in einer Endlosschleife ihre Betroffenheit über das eskalierende Klimachaos ausdrücken. Doch es klaffe eine riesige Lücke zwischen dem, was notwendig wäre, um die Klimakatastrophe noch abzuwenden, und dem, was passiert. Anlass genug, um die Frage der Handlungsmöglichkeiten angesichts einer der größten sozialen und ökologischen Herausforderung unserer Zeit auch in der Nachbarschaftsakademie aufzugreifen.

Mit der Geographin Sybille Bauriedl, die zu Umwelt- und Klimapolitik ebenso forscht wie zu Gentrifizierung in europäischen Metropolen, haben wir über die Frage gesprochen, was lokales Handeln gegen den globalen Klimawandel ausrichten kann. Bauriedl plädiert dafür, sich nicht in Katastrophenrhetorik zu verlieren, sondern die Debatte um das Klima mit einer gesellschaftlichen Debatte über Fragen der sozialen Gerechtigkeit, eines guten Umgangs mit natürlichen Ressourcen und des Wertes von Gemeinschaftsgütern zu verbinden. Aus ihrer Sicht reicht die Klimapolitik der letzten 30 Jahre mit marktliberalen Instrumenten wie dem Emissionshandel, einer buchhalterischen Erfassung von physikalischen Obergrenzen und dem Setzen auf energieeffiziente Technologien und Infrastrukturen nicht aus, um dem Klimawandel in den Griff zu bekommen. Auch eine „nachhaltige Stadt“ bringe für den Klimaschutz wenig, so lange  sogenannte „Rebound-Effekte“ nicht verhindert werden (wer Energiekosten spart, kauft von dem Geld noch einen Wäschetrockner). Ein exzessiver Konsum gehöre weiterhin zum urbanen Lebensstil und dieser ist nicht selten verbunden mit unverminderten Naturverbrauch in ländlichen Räumen. Statt – wie beispielsweise bei der E-Mobilität – weiterhin darüber nachzudenken Dasselbe in einer vermeintlich „nachhaltigeren“ Form zu tun, sollten wir eine Debatte über langfristige alternative Lebens-, Produktions- und Konsumformen beginnen, so Sybille Bauriedls Forderung.

Sybille Bauriedl ist Geographin und Senior Researcher an der Bayreuther Academy of Advanced African Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Umwelt- und Klimapolitik in Europa und Afrika, Gentrifizierung europäischer Metropolen sowie Geschlechterforschung.

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