„Phylogenese der Freigebigkeit“

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Essensperformance von „Foodgasm“

 

Ausstellung von 27 internationalen KünstlerInnen im Prinzessinnengarten
400 Besucher sind am  3. Oktober in den Prinzessinnengarten gekommen für die Eröffnung der internationalen Outdoor-Ausstellung zum Thema Freigebigkeit. Das „Office of Aesthetic Occupation“ und „Helena Producciones“ haben 27  Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt eingeladen, die sich in ihren Arbeiten der Frage des Gebens ohne Erwartung einer Gegenleistung widmen. (Blog der Ausstellung mit allen Beiträgen)
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Open-Air-Skulpturen-Triennale im Prinzessinnengarten

„Die Phylogenese der Freigiebigkeit“ (The Phylogenesis of Generosity)

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler

Aleatorix (DE/KO), Adriana Arenas (CO), Kader Attia (DZ), Elena Bajo (ES/USA), Alicia Barney (CO), Pablo León de la Barra, (MX/UK), Sol Calero (ES/ VE), Lou Cantor (PL/DE), Carolina Caycedo (UK/CO), Jeremiah Day (USA), Wilson Diaz (CO), Leander Djønne (NO), Eric Ellingsen (USA), Foodgasm (GE/USA), Stephan Geene (DE), Jeppe Hein (DK), Michael Höpfner (AT), Christopher Kline (USA) Alisa Margolis (RU/USA), Ana María Millán (CO /DE), Jonathan Monk (UK), Juan Pedro Fabra (UY/SE), Kirstine Roepstorff (DK), Liz Rosenfeld (USA), Tomás Saraceno (AR), Claudia Patricia Sarria (CO), Pinar Yoldas (TR/USA)

Bildschirmfoto 2013-12-23 um 09.24.16

Für die Ausstellung veröffentlichte Zeitung (vollständige Ausgabe)

 

„Office of Aesthetic Occupation“ und „Helena Producciones“ haben sich zusammengetan, um ein außergewöhnliches Experiment zu wagen. 27 internationale Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, um sich unter freiem Himmel mit dem unterschiedlichen Formen der Großzügigkeit im 21. Jahrhundert auseinanderzusetzen. Ort für dieses Intervention ist der Prinzessinnengarten in Berlin Kreuzberg, ein sozial engagierter urbaner Garten. Eine Woche lang wird der Prinzessinnengarten zu einem Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst im Freien. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler werden sich in ihren Arbeiten unterschiedlicher Medien bedienen: 1. Skulptur, Installation und Malerei, 2. Performance-Kunst (Musik, Poesie, Gesprochenes Wort, Film und Kochen) und 3. Sozial engagierte Praktiken.

Die Ausstellung untersucht die vielfältigen Formen der Freigiebigkeit. Sie geht ihren zeitgenössischen Ausprägungen nach, insbesondere den Formen, in denen sie sich in Berlin finden läßt. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler untersuchen die Vielfalt der Freigiebigkeit entlang von zwei Fragestellungen:
Erstens, die Stadt Berlin bot in der Vergangenheit ein bezahlbares und einladendes Umfeld für KünstlerInnen aus der ganzen Welt. Wie im Paris der 1920er Jahre oder in New York in den 1960er und 1970er Jahren, hatten diese günstigen Bedingungen einen wichtigen Einfluß auf die künstlerische Produktion. Sie halfen dabei, Berlin zu der wichtigsten Stadt für zeitgenössische Kunst in Europa werden zu lassen. Die hohe Dichte, die durch diese günstigen Voraussetzungen geschaffen wurde, bot ein fruchtbares Umfeld für den Austausch neuer Ideen innerhalb der künstlerischen Produktion. Gegenwärtig aber ist diese Form der Freigebigkeit bedroht! Unter dem Druck von politischen Interessengruppen und Immobilienspekulation steigen die Lebenshaltungskosten. Dies hat noch schwer abzuschätzenden Auswirkungen auch für die Gemeinschaft von Kunstschaffenden. Ein Beispiel für diese Situation ist der Prinzessinnengarten, der sich noch unlängst einer ungewissen Zukunft ausgesetzt sah und jetzt in einem Akt der Großzügigkeit diese Ausstellung ermöglicht.

Beim zweiten Thema geht es um die Freigiebigkeit der künstlerischen Arbeit. Kann man bei der künstlerische Produktion mit ihrer Erfindung von Formen und Prozessen von einer Phylogenese sprechen, von einer Nachahmung natürlicher Prozesse? Bringt sie damit ein Modell dafür hervor, wie Formen sich im Laufe der Geschichte wandeln und wie neue Morphologien und Formen der Freigiebigkeit generiert werden? Solche künstlerische Freigiebigkeit kann im Gegensatz stehen zu den Bedingungen einer am Markt orientierten Kunst. In letzteren Fall entsteht das Kunstwerk nicht in einem Akt der Freigebigkeit, sondern statt dessen in einem kontrollierten System der Kennerschaft und der spekulativen Preisfestsetzung. Künstlerische Freigiebigkeit wird damit heute zu einer bedrohten Praxis. Wir wollen Interventionen initiieren, die den Vorrang der Freigebigkeit als politische Form eines fruchtbaren Widerstandes wieder herstellen.

Die künstlerische Arbeit als solche bringt eine vielfältige Sammlung von Objekten, Formen und Beziehungen hervor, die durch Prozesse der Bewertung zum Bestandteil unsere jeweiligen persönlichen Erinnerungen werden. Insofern auf solche Erinnerungen bei der Konstruktion von Gedanken zurückgegriffen wird, hat die freigiebige künstlerische Produktion auch Auswirkungen auf ein politisch gefärbtes Nachdenken und auf unsere Vorstellungskraft.

Eine begleitende Zeitung wurde für die Ausstellung produziert. In ihr finden sich Beiträge unter anderem von Kimberly Bradley (USA/GE), Philipp Kleinmichel (GE) und Warren Neidich (USA/GE). Chiara Figone, Andres Sandoval und Archive Press betreuen Design und Inhalte.

The First Prinzessinnengarten Outdoor Sculpture Triennial

The Phylogenesis of Generosity

ArtistsAleatorix (DE/KO), Adriana Arenas (CO), Kader Attia (DZ), Elena Bajo (ES/USA), Alicia Barney (CO), Pablo León de la Barra, (MX/UK), Sol Calero (ES/ VE), Lou Cantor (PL/DE), Carolina Caycedo (UK/CO), Jeremiah Day (USA), Wilson Diaz (CO), Leander Djønne (NO), Eric Ellingsen (USA), Foodgasm (GE/USA), Stephan Geene (DE), Jeppe Hein (DK), Michael Höpfner (AT), Christopher Kline (USA) Alisa Margolis (RU/USA), Ana María Millán (CO /DE), Jonathan Monk (UK), Juan-Pedro Fabra Guemberena (UY/SE), Kirstine Roepstorff (DK), Liz Rosenfeld (USA), Tomás Saraceno (AR), Claudia Patricia Sarria (CO), Pinar Yoldas (TR/USAThe Office of Aesthetic Occupation and Helena Producciones have teamed up to initiate a provocation which explores the development of forms and kinds of generosity in the beginning of the 21st century at the Prinzessinnengarten: a community garden/ socially engaged space located in Kreuzberg, Berlin, Germany.Prinzessinnengarten’s potential as an outdoor exhibition space for contemporary art will be actualized by twenty-five international artists working in a variety of media such as: 1. Outdoor sculpture and Painting 2. Performance Art (musical, poetical, spoken-word, cinematic and cooking) and 3.Socially engaged practices.The exhibition will frame the following questions in regards to the multiplicitous forms of development of generosity especially as it exists today in Berlin. First, the city of Berlin has provided an inexpensive and ‘kind’ environment for habitation of a population of international artist to live and work. Like Paris in the 1920’s, New York in the 1960’s and 1970’s, this has had profound effects on art production and is one of the reasons why Berlin has ascended to the most important city for art in Europe. The special density that this living situation has provoked has created the suitable environment for the flow of new ideas in artistic laboring. But today this generosity is under siege! Under the pressure of politically motivated special interest groups and real estate speculation, general living expenses have increased with as yet unknown consequences for the art community. The Prinzessinnengarten, which through an act of generosity has made this exhibition possible, has felt this stress and until recently was not sure of its own future.Second, is artistic production generous? Could artistic production as an invention of forms and processes mimic natural processes, so called phylogenesis, to generate a model for how such forms change through history and how new morphologies and shapes of generosity are generated? This is somewhat antithetical to the condition of artistic production oriented to market conditions where the artwork evolves not in the space of the production of munificence but instead in the controlled system of connoisseurship and speculative valorization. Artistic generosity today is a contested space and we want to initiate interventions that reinstate its priorities as a political form of abundant resistance. As such artistic laboring produces objects, forms and relations as complex assemblages that through processes of validation and valorization become constituents of one’s private memories. As these memories are used in the construction of thought generous artistic production has implications for a politically inflected form of contemplation and the imagination.A newspaper accompanying the exhibition including written contributions by Kimberly Bradley (USA/GE), Philipp Kleinmichel (GE) and Warren Neidich (USA/GE) has been designed and contributed by Chiara Figone, Andres Sandoval Alba and Archive Press.