Urbane Resilienz


Urbane Resilienz

2013 haben wir unsere Satzungszwecke um die Themenfelder urbane Resilienz, nachhaltige und partizipative Stadtentwicklung sowie zukunftsfähige Ernährungssysteme erweitert. Im Wortlaut heisst es in unserer Satzung

Die Zwecke der Gesellschaft werden insbesondere verwirklicht durch die Konzeption, Planung und Durchführung von Bildungs- und Beteiligungsangeboten sowie durch Netzwerk-, Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu den Themenfeldern nachhaltige Stadtentwicklung, urbane Resilienz, soziale und ökologische Funktionen der urbanen Landwirtschaft und nachhaltige Ernährungssysteme.

Dokumentation der Tätigkeiten im Bereich „urbane Resilienz“ für das Jahr 2013

Bereits seit Gründung des Prinzessinnengartens im Sommer 2009 haben wir gezielt die Verbindung zwischen urbanem Garten und Fragen der Nachbarschafts- und Stadtentwicklung sowie der regionalen wie globalen Beziehungen zwischen Stadt und Land(-wirtschaft) in unterschiedlichen Projekten und Aktivitäten aufgegriffen. Dazu zählen etwa das Jugendbezeiligungsprojekt Stadtsafari (2009-10), europäische Kooperationsprojekte wie „UniGrowCity“, der Aufbau eines Nachbarschaftsgartens in der Oranienstraße im Rahmen des Überlebenskunst-Festivals (Haus der Kulturen der Welt), Kooperationen mit Kultureinrichtungen wie dem Hebbel-Theater oder der Kunsthalle Baden-Baden, internationale Vortrags- und Workshoparbeit sowie die Zusammenarbeit mit anderen Gartenprojekten in Berlin, auf nationaler und internationaler Ebene. Das kürzlich veröffentliche Manifest „Die Stadt ist unser Garten“ ist ein Ergebnis dieser Netzwerkarbeit.

Insbesondere die Erfahrungen mit der Kampagne „Wachsen lassen!“, in der sich 2012 über 30.000 UnterstützerInnen für den Erhalt von Freiräumen für soziales und ökologisches Engagement eingesetzt haben, hat uns dazu gebracht, die Fragen einer sozial und ökologisch verantwortlichen sowie partizipativen Stad- und Nachbarschaftsentwicklung zu einer zentralen Aufgabe unserer gemeinnützigen Tätigkeiten zu machen. In dem offenen Brief, von dem die Kampagne ihren Ausgang nahm, haben wir deutlich gemacht, dass es uns nicht nur um den Erhalt eines einzelnen Projektes geht:

Der Moritzplatz steht beispielhaft für die Bedrohung dieser Freiräume, aber auch für die Chancen, die sich aus ihnen ergeben. Er könnte zum Modell für eine zukunftsorientierte Liegenschaftspolitik werden, die den Wert von Orten wie dem Prinzessinnengarten Rechnung trägt und die Menschen vor Ort frühzeitig und auf Augenhöhe einbindet.

Am Moritzplatz geht es nicht alleine um einige Jahre mehr oder weniger für den Prinzessinnengarten. Hier bietet sich die Chance, weitreichende und drängende stadtpolitische Fragen aufzugreifen. Fragen nach zeitgemäßen Partizipations-möglichkeiten, nach dem Erhalt von Freiräumen und Vielfalt, nach dem Wert sozialen Engagements, nach einem Ausgleich zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Schutz gewachsener sozialer Strukturen vor Verdrängung … Im Umgang mit öffentlichen Flächen sollten nicht mehr nur ausschließlich kurzfristige finanzielle Interessen zählen, sondern auch der Wert sozialen, kulturellen und ökologischen Engagements angemessen berücksichtigt werden. Nur so können Freiräume erhalten bleiben beziehungsweise neu entstehen.

Neben der erfolgreichen Verlängerung des Mietvertrages bis 2018 haben wir gefordert

Eine zukunftsweisende Bürgerbeteiligung, die die Vielfältigkeit und die verschiedenen Bedürfnisse der Nachbarschaft angemessen berücksichtigt.
Gesicherte Planungsperspektiven für urbane Gartenprojekte und andere Formen sozialen Engagements, die dem auch von Senatsseite anerkannten Wert solcher Orte und Projekte für die Stadt gerecht werden.

Wir teilen, was der Kultursoziologe Richard Senett der Zeit in einem Interview sagte: „Ich glaube an eine Stadtplanung, die mehr dem Aussäen auf einem Acker gleicht, auf dass dort etwas von unten wachsen kann.“

xchanges

Infografik zu sozialökologischen Austäuschen im Prinzessinnengarten von Hosiewulff

Zu einem solchen sorgenden Umgang mit Nachbarschaften gehört aus unserer Sicht auch ein neues Verhältnis zwischen Stadt und Land. Städte, in denen inzwischen weltweit die Mehrheit der Menschen lebt, sind für ihr Überleben angewiesen auf Ressourcen und Arbeit aus ländlichen Räumen. Unser Einfluss als Stadtbewohner auf Arbeitsverhältnisse, Ökosysteme und auch Migrationsbwegungen auf dem Land ist daher enorm. Im Kleinen versuchen wir  – durch Formen Solidarischer Landwirtschaft, durch Kooperationsprojekte mit Höfen und Initiativen in Brandenburg, durch partizipatives Forschen und gemeinsame politische Bildungsarbeit – urbane Gärten als Brücken zwischen Stadt und Land zu verstehen. In Zukunft wird die in Zusammenarbeit von Nomadisch Grün, Common Grounds e.V., der anstiftung und Asa Sonjadotter entstehende Nachbarschaftsakademie den organisatorischen Rahmen bilden, um diese Arbeit gemeinsam mit anderen Akteuren fortzusetzen.

 

Motivation Illustration

Grafik aus Studienarbeit von Stine Tholstrup Schmidt zu Engagement in Gemeinschaftsgärten; entwickelt aus Beobachtungen im Prinzessinnengarten

Verantwortlich für den  Satzungszweck „urbane Resilienz“ ist Marco Clausen.

 

 

Zum Weiterlesen und -hören

Interview mit Marco Clausen „Ein Garten wie die Stadt von morgen“ im art Magazin

Offener Brief „Was wird aus dem Prinzessinnengarten? Wohin gehr das ’schöne und wilde Berlin‚ – der Kampagne „Wachsen lassen!“

Interview mit Pit Schultz für datscharadio.de

dialogextrem: Miete und andere Missverständnisse

 

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