Doktorarbeit experimenteller Urbanismus

JW_LernenPrinzessinnengarten

Gartenarbeitstag im Prinzessinnengarten; Jana Wendler 5. von links (Bild: mc)

(See english translation below) Jana Wendler hat einen Sommer in den drei „alternativen“ Projekten Christiania (Kopenhagen), Can Masdeu (Barcelona) und dem Prinzessinnengarten in Berlin verbracht und nun zu diesen Besuchen ihrer Doktorarbeit an der Universität Manchester abgeschlossen. Darin geht sie der Frage nach, inwieweit solchen Orte auch Orte des Lernens und der Innovation sind, die zu einer „hoffnungsvolleren“ Zukunft beitragen.

Download der Arbeit „Experimental Urbanism. Grassroot Alternatives as Spaces of Learning and Innovation in the City“ *

Jana Wendler schreibt über ihren Aufenthalt und ihre Arbeit:

Experimente für eine andere städtische Zukunft

Die großen Herausforderungen denen unsere Städte heutzutage gegenüberstehen, von Klimawandel bis sozialer Spaltung, sind weitläufig bekannt. Gleichzeitig bergen Städte aber auch großes Potential für die Entwicklung neuer Ideen und Innovationen, die unsere Gesellschaft radikal verändern können. Eine wichtige Frage ist dabei, wie diese neuen Ideen entstehen und sich verbreiten. Meine Doktorarbeit beschäftigt sich mit Initiativen, die als alternative Experimente bezeichnet werden. Diese Projekte praktizieren alternative Formen des Lebens, Arbeitens und Seins in einem öffentlichen Kontext und mit einem klaren Verständnis ihrer Rolle innerhalb der Stadt. Mein Ziel war es dabei zu erarbeiten, wie sie ihre Position als Experimente durch ihre alltäglichen Aktivitäten aufbauen, und wie ihre Ansätze auf andere soziale und geografische Umfelder übertragen werden können.

Meinen Forschungsaufenthalt verbrachte ich im Frühjahr und Sommer 2012 in Can Masdeu, einem von Öko-Aktivisten besetzten Haus in Barcelona, im autonomen Kopenhagener Stadtviertel Christiania, und im Prinzessinnengarten. Mein Interesse war dabei immer die Kreativität des Alltags: wie werden neue Projekte umgesetzt, wie werden Probleme gelöst, was sind die persönlichen Lernerfahrungen während des Gärtnerns oder Bauens. Durch diese Aktivitäten etablieren sich die lokalen Initiativen als Experimente: als Orte des Lernens und der Innovation, als Brennpunkte für Diskussion und als Alternativen, die sich innerhalb der Stadt klar von der breiten Masse absetzen. Für den Prinzessinnengarten beschreibe ich diesen Prozess als Kultivierung. Der Garten kultiviert seine alternativen Denkansätze, wie z.B. die Wertschätzung von Material, die Toleranz gegenüber Fehlern oder die pragmatische Entscheidungsfindung, öffentlich durch greifbares Lernen und aktive Beteiligung. Dieses “praktisch erzeugte Wissen“ bringt neue Perspektiven in die gewöhnlichen Prozesse der Politikgestaltung, die auch zuvor weniger integrierten Stimmen einen Beitrag ermöglichen. Weiterhin stellt es eine Art Innovation in den Vordergrund, die nicht auf marktfähigen Produkten basiert, sondern offene Prozesse der kollektiven und schrittweisen Problemlösung betont. Durch eine Kombination von lokal relevanter Arbeit und öffentlicher Sichtbarkeit werden alternative Experimente zu einem wichtigen Werkzeug für die gemeinschaftliche Gestaltung einer hoffnungsvolleren urbanen Zukunft.

Experimenting with a different urban future

The big challenges facing our cities, from climate change to social inequality, are well-known. But cities can also act as seedbeds for novelty and innovations that bring about significant social change. An interesting question is how these new ideas emerge and spread. In my PhD research, I worked with initiatives that have been labelled alternative experiments to identify their contribution to urban change. These are projects that practice alternative ways of living, working and being, but do so in a public forum with a clear understanding of their wider role in the city. I wanted to find out how they build up their position as experiments through their everyday activities, and how their ideas are translated to different social and geographical settings.

I spent the spring and summer of 2012 living in the eco-squat of Can Masdeu in Barcelona, took up a researcher residency in the autonomous town of Christiania in Denmark, and finally worked as a volunteer in the Prinzessinnengarten. My interest in each case was the creativity of the everyday: how are new projects implemented in these sites, how are problems solved, what are the personal moments of learning that people experience during gardening or building. It is through these mundane practices that each site establishes itself as an experiment: as spaces of learning, sites of innovation, focal points for discussion and visible alternatives within the mainstream city. For the Prinzessinnengarten, I described this process as a kind of cultivation. The garden publicly cultivates its alternative approaches – the appreciation of materials, the tolerance towards mistakes, the pragmatism in decision-making – through tactile learning and active engagement. This “knowing-in-practice” adds a different perspective to the normal process of policy-making, allowing more marginalised voices to contribute. It also promotes innovation not as marketable products but as open-ended processes of collective and incremental problem-solving. Through a combination of locally relevant work and wider public visibility, alternative experiments become important elements for the collective creation of a more hopeful urban future.

 

* Für ein Exemplar in höherer Auflösung könnt Ihr uns gerne kontaktieren / For a PDF  in higher resolution, please contact us