Bienenhaltung und Agrogentechnik: Koexistenz unmöglich

Thomas Radetzky, Imkermeister und Vorsitzender des Vereins „Mellifera“ berichtet im Bundestag über das Verhältnis von Bienenhaltung und Gentechnik. Dabei geht es unter anderem darum, dass man bei der Regelung des Risikos von Auskreuzungen genetisch veränderter Pflanzen offenbar vergessen hat, dass Bienen sich nicht an die Grenzen von Feldern halten. Thomas Radetzky erzählt vom Kampf des Hobbyimkers Karl Heinz Bablok. Der genmanipulierter Mais Mon 810 des Agrarmultis Monsanto, resistent gegenüber dem ebenfalls von Monsanto produzierten Pestizid „Roundup“, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Babloks Bienenvölkern angebaut. In der Analyse seines Honigs liessen sich Pollen des genetisch veränderten Mais nachweisen. Bablok entsorgte seinen Honig in der Müllverbrennungsanlage und zog vor Gericht, um  Schadensersatz zu erkämpfen. Die juristische Auseinandersetzung zieht sich seither durch die Instanzen, bis hin zum Europäischen Gerichtshof, der dem Imker in allen wesentlichen Punkten Recht gab.

Radetzky zeigte sich darüber hinaus äußerst besorgt über die Entwicklung der Landwirtschaft. Aufgrund ökonomischer Zwänge verwandele sich die Landwirtschaft in eine Agrarindustrie, die die Grundlage des Lebens zerstört (Klima, Biodiversität, fruchtbare Böden, sauberes Trinkwasser) und Hunger produziert, statt ihn zu stillen. So verfüge Deutschland über 500 Millionen Hektar Ackerfläche. Gleichzeitig aber werde  genetisch modifizierter Soja auf 160 Millionen Hektar Fläche vor allem in Südamerika angebaut, um das nötige Eiweiß für den hiesigen Fleisch zu erzeugen – eine Menge, mit der man 700 Millionen Menschen ernähren könnte.