Anfang Dezember standen nach 10 Jahren Moritzplatz die Zeichen auf Abbruch der Oase, in die tausende von Unterstützer*innen die Brache am Moritzplatz verwandelt hatten. Nomadisch Grün hatte bereits damit begonnen, die ersten mobilen Beete wegzunehmen und Gebäude und Container abzubauen. Der Umzug des ursprünglichen Trägers des Prinzessinnengartens auf einen Friedhof in der Neuköllner Hermannstraße war bereits Anfang 2018 entschieden worden. Der bestehende Vertrag am Moritzplatz sollte im Dezember 2019 auslaufen.
Gleichzeitig hatte sich um den Verein Common Grounds, der u.a. aus der Kampagne „Wachsen lassen!“ von 2012 hervorgegangen war, eine Gruppe gebildet, die sich zum Ziel gesetzt hatte, den Freiraum am Moritzplatz als Gemeingut für alle zu erhalten und sich nicht verdrängen zu lassen. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hatte seine Unterstützung für die „Inititiave Prinzessinnengarten Kreuzberg“ und für ihre „Wunschproduktion 99 Jahre Prinzessinnengarten“ ausgesprochen und im Februar 2019 entschieden, dass die gemeinwohlorientierten Funktionen des Gartens dauerhaft Teil des Standortkonzeptes am Moritzplatz bleiben sollten.
Die Fläche, um die herum gerade in den letzten Monaten teure Immobilienprojekte aus dem Boden schießen, ist im öffentlichen Besitz und wird vom Bezirk verwaltet. Doch dies nur, weil bereits im Dezember 2012 mit einer Kampagne und über 30.000 Unterschriften in allerletzter Sekunde der bereits entschiedene Verkauf des Grundstücks an einen Investor verhindert werden konnte.
Anfang Dezember 2019 schien dann aber das endgültige Aus nicht mehr abzuwenden zu sein. Der nötige Wiederaufbau der Infrastrukturen des Gartens nach dem Umzug von Nomadisch Grün sowie die Kosten für den laufenden Betrieb schätzte Common Grounds auf mindestens 100.000 € pro Jahr. Die Verlängerung des Pachtertrages war gebunden an eine Absicherung der Finanzierung. Um nach 10 Jahren überhaupt zum ersten Mal eine Förderung von Seiten der Stadt zu bekommen, hatte es einen Antrag der Grünen für die Haushalsverhandlungen des Abgeordnetenhauses gegeben. Dieser Antrag war aber zum ersten Mal im September abgelehnt worden und dann Ende November nicht einmal mehr auf die Tagesordnung der Entscheidungen zum Berliner Haushalt gekommen. Gerade als wir am 4. Dezember von einer Journalistin des Neuen Deutschland nach den Gründen der Ablehnung gefragt wurden und ob es unter diesen Umständen überhaupt am Moritzplatz weitergehen könne, erhielten wir die Nachricht, dass sich die Senatsverwaltung für Umwelt in aller letzter Sekunde doch noch dafür eingesetzt hat, den Prinzessinnengarten und auch das himmelbeet für die nächsten beiden Jahre zu unterstützen. Einmal mehr ist der Prinzessinnengarten im letzten Moment von der Schippe gesprungen. Wir hoffen, dass dies nicht nur am Moritzplatz der erste Schritt für eine nicht mehr nur temporäre, sondern für eine dauerhafte Perspektive darstellt. Wir hoffen aber auch, dass dies ein Signal für den Erhalt und die Unterstützung aller urbanen Gärten ist und für einen Eintritt in einen sozial-ökologischen Stadtumbau.
Pressebeiträge
Prinzessinnengärten machen weiter. Senat sichert Finanzierung für das ökologische Gemeinschaftsprojekt in Kreuzberg, Neues Deutschland 04.12.2019
„Seit zehn Jahren gibt es in Kreuzberg ein kleines grünes Biotop, das sich der Verdrängung rund um den Moritzplatz widersetzt: Die Prinzessinnengärten sind so etwas wie das gallische Dorf von Naturschützer*innen mitten im Herzen von Berlin. Doch während der Senat angesichts der öffentlichen Klimadebatte über die Ausrufung einer »Klimanotlage« diskutiert, bangt Berlins bekanntestes Urban-Gardening-Projekt um seine Zukunft.“
Endlich Kohl(e). Die Prinzessinnengärten in Berlin sind gesichert: Kurz vor knapp winkte R2G Förderung für das Öko-Vorzeigeprojekt durch. Der Freiraum bleibt erhalten, taz vom 5.12.2019
Der Prinzessinnengarten sei ein Vorzeigeprojekt und „wichtiger Beitrag zur sinnvollen Nutzung des öffentlichen Raumes, zum Stadtklima und zur Ergänzung einer wohnortnahen Versorgung“, ließ Bezirksstadtrat Florian Schmidt (Grüne) mitteilen. Unter Wowereit sollten die rund 5.600 Quadratmeter noch verscherbelt werden. Der Widerstand der Gärtner*innen stieß 2012 eine breitere Diskussion über Liegenschaftspolitik an. „Wir wollen hier weiter für Freiräume kämpfen … in jedem Kiez braucht es Orte für Naturbildung.“
Prinzessinnengärten für weitere zwei Jahre gerettet, Berliner Morgenpost vom 6.12.2019.