Das Gartenjahr 2011 im Rückblick

Um beim Wetter anzufangen: Verlass war wieder einzig darauf, dass auf das Wetter kein Verlass mehr ist oder: Was den Cafégänger freut, ist des Gärtners Leid: ein Frühjahr mal ganz ohne Regen. Das holte dann der Sommer um so ausgiebiger nach. Monsumartigen Niederschlägen und auch Mal Hagel im August liessen Kartoffeln und Tomaten zur heissbegehrten Mangelware werden.Wir haben Dachgärten angelegt und geholfen, kleine Ablegergärten des Prinzessinnengartens in Kindergärten, Schulen und Universitäten aufzubauen. So ist auch ein Nachbarschaftgarten im Hinterhof einer Wohnsiedlung auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Prinzessinnengartens entstanden. Überhaupt war es das Jahr der neuen Gärten oder, wie Christa Müller in ihrem Buch über Urban Gardening schreibt, der Rückkehr der Gärten in die Stadt. Auf Hamburg St. Pauli haben wir das Gartendeck, in Köln Bayenthal die Initiative Neuland beim Aufbau eines urbanen Ackers unterstützt und begleitet.
Das Essen aus dem Garten: Mussten wir letzten Jahr beim Kochen noch viel improvisieren, konnten wir dieses Jahr einen 40Fuß-Schiffscontainer zur Küche ausbauen. Unser Küchenteam hat in kürzester Zeit einen Mittagstisch mit frischem Gemüse aus den Beeten und saisonalen und regionalen Produkten aufgebaut.
Das Gemüse: Dieses Jahr haben wir es auf fast 500 unterschiedliche Gemüse- und Kräutersorten gebracht. Das wäre nicht denkbar gewesen, ohne die Vielzahl von Helfern, die sich um die Beete gekümmert haben und vor allem nicht, ohne das Engagement der Gartengruppe, die für die kontinuierliche Basispflage gesorgt hat, Helfer betreut, Pflanzen angezogen, Schädlingen und Krankheiten bekämpft, Saatgut fürs nächste Jahr gewonnen und neue Kompostmethoden entwickelt hat.
Das Gartenjahr im Schnelldurchlauf: Zubereitet wurden japanische Reiskuchen und Gartendinner aus frischen Gemüse aus unseren Beeten. Um auf die Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen, wurden auch mal ausgiebig Reste verwertet („Taste the Waste“). Es kamen Kindergärten und Schulklassen, die Trecker einer Bauernsternfahrt „Wir haben es satt!“, Studenten aus Tokio und Michigan, Gartenaktivisten aus Beirut und Casablanca, Bürgermeister aus den USA, Lückenaktivierer aus Christchurch (Neuseeland) zu Besuch. Wir haben Bienenschwärme eingefangen und Honigfeste gefeiert. Ein gentechnikfreier Moritzplatz wurde ausgerufen, eine Kreuzbergkartoffel gekreuzt, sich in ÜberLebenskunst geübt, ein japaniascher Garten angelegt, Versuche mit Aquaponics und Terra Preta unternommen. Es gab einen Pflanzen(tausch)markt mit social seeds. Arbeitsgruppen zu Umweltbildung und nachhaltigem und ethisch vertretbarem Einkauf haben sich gebildet. Wir haben uns am Selbermachen von Lastenfahrrädern und von Pestos versucht, Äpfel in der Uckermark gesammelt, Gartenaktivisten in Grenoble und Pari besucht, einen Marktstand in der Markthalle IX betrieben, Kochworkshops mit Jugendlichen durchgeführt, uns mit der Liegenschaftspolitik in Berlin beschäftigt und mit dem Projekt UniGrowCity weiter an einer europäischen Vernetzung von Garteninitiativen gearbeitet.