In Verteidigung der Gärten

 

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Bereits 2014 wurde ein Urban Gardening Manifest veröffentlicht, das bis heute von über 150 Initiativen bundesweit unterschrieben wurde. Das Manifest betont, wofür diese Orte stehen: für Bildung, das Zusammenkommen und Begegnen von Menschen, für die Sorge um die Gemeingütern und für einen zukunftsfähigen Umgang mit Lebensmitteln und Natur. Die gegenwärtigen Situation, in der Nachrichten der Klimakatastrophe sich mit solchen von den Erfolgen rechtspopulistischer, rerchtsradikaler und rassistischer Kräfte ablösen, macht noch einmal deutlich, wie wichtige diese Orte einer gelebten Demokratie sind. Und obwohl viele der sozialen und ökologischen Funktionen von urbanen Gärten, Gemeinschaftsgärten, Interkulturellen Gärten und Projekten der urbanen Landwirtschaft inzwischen in Medien, Foschung und Politik anerkannt sind, bleibt der Status viele Gärten prekär. Meist von Menschen aus eigener Initiative und Kraft in ihren jeweiligen Nachbarschaften aufgebaut, sind sie in Zeiten der Privatisierung, Immobilienspekulation und Verdichtung immer wieder von Verdrängung bedroht. Das gilt in ähnlicher Form auch für viele Kleingartenanlagen, die oft auf Bauerwartungsland liegen.

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Zwar hat sich der gegenwärtige Berliner Senat für eine Förderung der urbanen Gärten ausgesprochen, bisher ist aber noch nicht viel Verbindliches geschehen. Schon während der letztjährigen Koalitionsverhandlungen hatten einige GartenaktivistInnen gefordert, dass es ein klares politisches Bekenntnis zu den Gärten mit verbindlichen, nachhaltigen Unterstützungsstrukturen geben müsse. Gemeinschaftsgärten sollten als öffentlich zugängliche, inklusive grüne Freiräume und als feste Bestandteile der Berliner Stadtlandschaft geschützt werden. Im Rahmen des offenen Briefes Mehr Grün für Berlin wurde unter anderem gefordert, die bestehenden urbanen Gemeinschaftsgärten  zu erhalten und darüber hinaus 100 zusätzliche Gärten im gesamten Stadtgebiet aufzubauen.

Die Realität ist aber eine andere. Nach wie vor sind viele Gärten bedroht oder haben keine langfristige Perspektive. Akut betroffen sind etwa das himmelbeet im Wedding und die Prachttomate in Neukölln. Auch der Mietvertrag der Prinzessinnengärten, deren Verlängerung wir 2012 nur mit über 30.000 Unterschriften gegen die Privatisierungspolitik des Senats erstritten konnten, läuft im Dezember nächsten Jahres aus. Vor diesem Hintergrund haben himmelbeet, Prachttomate, das Allmende-Kontor und die Prinzessinnengärten unter dem Titel „Über das Manifest hinaus“ zu einem großen Arbeits- und Vernetzungstreffen aufgerufen. Aus ganz Berlin sind über 80 Aktive und Interessierte in die Laube  gekommen, um sich über die gegenwärtige Situation, Möglichkeiten der Vernetzung und der gemeinsamen politischen Arbeit auszutauschen. Sie stehen damit auch international nicht allein. Nicht nur aus New York sind seit den 70er Jahren erfolgreiche politische Vernetzungsarbeit der Gärten bekannt. Wir selbst hatten im April diesen Jahres AktivistInnen aus Brüssel in der Nachbarschaftsakademie zu Gast, die dort mit 200 urbanen Gärten ein gemeinsames Forum zur Verteidigung des Grüns in der Stadt gegründet haben, das Tuiniers Forum des Jardiniers (Hier der Beitrag zu dem Besuch).
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Die Ergebnisse des Berliner Vernetzungstreffens werden wir demnächst hier und auf den Seiten der beteiligten Gärten veröffentlichen. Aktuell bleibt die Schlussformel des Manifestes: „Wir wollen, dass diese Gärten dauerhaft Wurzeln schlagen. Die Stadt ist unser Garten.“