Neue urban Gartenbewegung

Sowohl die ZEIT als auch der FREITAG heben in der letzten Maiwoche den Garten auf den Titel ihrer Ausgaben. Christa Müller macht in ihrem Beitrag „Generation Garten“ darauf aufmerksam, dass es sich bei der neuen Gartenbewegung um ein internationales Phänomemn handelt, bei dem es nicht um einen Rückzug ins Private geht, sondern um Orte, an denen anderen Formen des Konsumieren und Produzierens, des Mitgestaltens von Stadt und des Zusammenlebens ausprobiert werden.

Dabei ist es höchst bemerkenswert, dass diese neue und noch junge Ökobewegung die kleinbäuerliche Wirtschaft und Kultur wiederentdeckt hat, ohne sich aufs Land zuruückziehen zu wollen. Urbane Landwirtschaft ist hier der Ausgangspunkt einer Suche nach dem „besseren Leben“ in der Stadt, das nicht auf der Ausbeutung von Tieren, Böden und Menschen in der immer noch sogenannten Dritten Welt beruht, sondern mit saisonalen und regionalen Qualitäten experimentiert und die lebendigen Beziehungen und Netzwerke zwischen Menschen und Natur intensivieren will. Weit jenseits des monetären Gewinns. Hier geht es um ein anderes Vergesellschaftungsmodell… Autonomie bedeutet für diese Bewegung nicht, hohe Löhne zu erzielen, um sich die lebensnotwendigen Dinge kaufen zu können, sondern Wissen, handwerkliches Können und soziale Netzwerke zu leben und zu erproben, um mit weniger materiellen Ressourcen, dafür aber nach den eigenen Vorstellungen und mit den eigenen Händen ein Mehr an Lebensqualität zu erreichen.

In dem Zeitbeitrag  “Das Glück ist grün” von Hanno Rauterberg heisst es zur neuen Gartenlust

“Manche nennen es die größte Kulturbewegung der Gegenwart und wir erfahren: “In diesem Jahr werden die Deutschen erstmals genausoviel Geld für ihren Garten wie für Backwaren ausgeben: 18 Milliarden Euro”. “Im Garten vermag sich eine Gesellsellschaft selbst zu erkennen, ihre Zwänge und ihre Sehnsüchte auch … Überall in Deutschland gedeihen urbane Gemeinschaftsgärten, in denen Menschen unterschiedlichster Herkunft nach neuer Verwurzelung suchen. Hier nistet nicht selten Widerstand: gegen Nahrungsmittelindustrie, gegen eine Welt, in der alles vorgefertigt, verpackt, abstrakt ist … Um Schönheit geht es bei dieser Art des Gärtnerns nur selten. Es regiert ein struppiger Pragmatismus”.