Früchte & Widersprüche urbaner Gärten

gentrifizierungsresistent

Wenn der Kohle- und Kernkraftwerksbetreiber Vattenfall Gärten in Berlin Mitte baut, wenn Quatar-Air Touristen mit einem Besuch in die Prinzessinnengärten lockt, wenn Berliner Gemeinschaftsgärtner*innen für Google Werbung machen, wenn Gala Modestrecken vor DIY-Beeten im Allmende-Kontor schiesst, wenn Luxusimmobilien als grüne Oasen in alternativen Kiezen angepriesen werden und die soziale Mischung im Garten nicht der in der Nachbarschaft entspricht, dann ist es vielleicht an der Zeit innezuhalten und sich zu fragen, was passiert hier?

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 „Jeder liebt unsere Gemeinschaftsgärten“

„In dem Moment wo alle sagen `wir lieben es´ sollte man merken, dass da etwas faul ist“

Urbane Gärten handeln ökologisch, entwickeln alternative Ökonomien und fördern das nachbarschaftliche Miteinander. Gleichzeitig scheinen die von ihnen vermittelten Bilder unwiderstehlich für Marketingagenturen zu sein. Diese Aneignung war ein Anlass dafür, dass  140 Initiativen das Manifest Die Stadt ist unser Garten unterzeichnet haben und sich darin gegen jede Kommerzialisierung wenden und deutlich machen, dass sie aus Gründen den Spaten in die Hand nehmen, die mit Trends und Lifestyle wenig zu tun haben.

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Meist unbezahlt kümmern sich die urbanen Gärtner*innen um das soziale Miteinander in ihren Nachbarschaften, die biologische Vielfalt, die Rettung der Bienen, lokale Nahrungsmittelversorgung, um Müllvermeidung, Umwelt- und Klimaschutz. Wie passen dieses ökologische und soziale Engagement mit Marketingkampagnen und Aufwertungsprozessen zusammen? Wo stoßen die Gärten als Experimentierräume für ein gutes Leben an ihre Grenzen?

Als Gartenaktivist*innen und Forscher*innen denken wir es ist an der Zeit, etwas genauer hinzuschauen. Wie verhalten sich Gemeinschaftsgärten, neoliberale Stadtpolitik, urbane Ökologie und Konsumgesellschaft zueinander? Wie umgehen mit dem Widerspruch, einerseits Freiräume kritischer Auseinandersetzung schaffen zu wollen, andererseits aber ungewollt zu Gentrifizierungsprozessen und Werbung beizutragen? Wir laden ein zu einem offenen und konstruktiven Austausch von Gärtner*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen und erhoffen uns, unsere Gartenpraxis dadurch zu befruchten.

Eingeladen haben: Severin Halder (Allmende-Kontor/ FU Berlin), Alexander Follmann (Neuland Köln/ Uni Köln), Ella von der Haide (Eine andere Welt ist pflanzbar!/ Uni Kassel), Marco Clausen (Prinzessinnengärten / Nachbarschaftsakademie)