Untersuchungsausschuss Gemeingut Grün

Vorstellung des UA zum Gemeingut Grün in einem Treffen der Berliner Gartenebwegung im Allmende-Kontor

Vorstellung des UA zum Gemeingut Grün in einem Treffen der Berliner Gartenbewegung im Allmende-Kontor

 

Marco Clausen und Kerstin Meyer, die beide in der Abendschule 99 Jahre Prinzessinnengarten aktiv sind, übernehmen für 3 Monate einen „Untersuchungsausschuss“ (UA) zum Thema Gemeingut Grün. Die Untersuchungsausschüsse sind eine vom ZK/U initiierte Serie nichtständiger Ausschüsse zur Untersuchung von stadtgesellschaftlichen Berliner Sachverhalten ein, deren Aufklärung im öffentlichen Interesse liegen. Der erste UA beschäftigt sich mit gemeinwohlorientierten Organisationsformen für die Berliner urbanen Gärten

Berlin gilt als Hauptstadt der urbanen Gärten. Doch viele dieser Gärten sind prekäre Zwischennutzungen. In dem dreimonatigen „Untersuchungsausschuss“ am ZK/U greifen Marco Clausen (Prinzessinnengarten/ Nachbarschaftsakademie) und Kerstin Meyer (100% THF, Volksentscheid Retten) zwischen Juli und September die von der gegenwärtigen Koalition in Aussicht gestellte gesamtstädtische Planung für interkulturelle und urbane Gärten auf und gehen den Fragen nach: Können wir das Grün von unten dauerhaft sichern und gemeinwohlorientiert organisieren, oder müssen die Gärten dem Bagger weichen?

Alle Interessieren sind eingeladen, sich aktiv in den Untersuchungsausschuss einzubringen und sich an den regelmäßige Arbeitsgruppentreffen zu beteiligen.


Hintergrund: Urbane Gärten zwischen Hype und Verdrängung

In den letzten zwei Jahrzehnten sind knapp 200 Interkulturelle- und Gemeinschaftsgärten entstanden. Urbane Gärten sind nicht nur Liebling der Medien, sondern werden auch immer wieder von der Berliner Politik als Beispiel einer partizipativen, sozial- und ökologischen Stadtentwicklung von Unten herangezogen. Sie gelten inzwischen als unverzichtbarer Teil einer lebenswerten, lebendigen, inklusiven und zukunftsfähigen Stadt. Gleichzeitig aber bleibt ihr Status prekär. Schon 2014 hat das von über 150 Initiativen in ganz Deutschland unterzeichnete Urban Gardening Manifest „Die Stadt ist unser Garten“ festgestellt, dass der Fortbestand vieler Gärten nach wie vor nicht gesichert ist. Daran hat sich in der letzten Jahren nichts geändert, im Gegenteil. Nachverdichtung, Privatisierung und Spekulation setzen das städtische Grün weiter unter Druck. Kleingärten, urbane Gärten, Brachflächen und Friedhöfe weichen dem Bagger. Die Zeit der Zwischennutzung, lange als erfolgreiche Strategien der Teilhabe an der Gestaltung von Stadt gefeiert, scheint endgültig vorbei. Ausgehend von dieser Situation hatte das Urban Gardening Manifest von Politik und Planung gefordert, einen Paradigmenwechsel hin zu einer „gartengerechten“ Stadt einzuleiten. Doch aus Sicht der Verwaltung gelten von den Menschen selbst organisierte Grünräume nach wie vor als Formen der Privatisierung. Statt ihre Rolle für das Gemeinwohl zu würdigen – Teilhabe, Freiraum, Biodiversität, Inklusion, Naturerfahrung, Bildung, Klimaanpassung, Ernährungssouveränität etc. – und sie als Teil der grünen und sozialen Infrastruktur zu schützen und zu fördern, werden sie als Partikularinteresse verstanden. Doch die Berliner*innen hängen an ihren grünen Freiräume, das hat spektakulär der Volksentscheid zum Tempelhofer Feld gezeigt. Die rot-rot-grüne Koalition hat daher eine dauerhafte Sicherung der Grün-, Frei- und Naturflächen in Aussicht gestellt und im Koalitionsvertrag angekündigt: „zusammen mit den Akteur*innen der Gartenszene ein gesamtstädtisches Konzept für urbane und interkulturelle Gärten“ zu entwickeln.“

Ziel des Untersuchungsausschusses zum Gemeingut Grün

Im Untersuchungsausschuss „Gemeingut Grün“ gehen wir der Frage nach, wie im Rahmen eines gesamtstädtisches Konzept für urbane und interkulturelle Gärten gemeinwohlorientierte Organisationsformen entwickelt werden können, die das Grün dauerhaft sichern, seine sozialen und ökologischen Funktionen stärken und demokratische Mitbestimmung ermöglichen.  Dazu richten wir am ZK/U eine dreimonatige Ideenwerkstatt ein, führen Interviews, unternehmen Touren zu bedrohten und den beispielhaften Orten, laden künstlerische Positionen zum Thema ein und veröffentlichen die Ergebnisse des Ausschusses. Unser Motto bleibt der Leitspruch Gerda Münnichs – der im letzten Jahr verstorbenen „Mutter der Berliner urbanen und Interkulturellen Gärten“: „Ganz Berlin ein Garten!“