Eine ganz andere Art von Landpartie. Rausfahren und beim gemeinsamen Essen auf dem alten Hof sich Fragen fragen wie: „Gesellschaft vs. Gemeinschaft“ – wie können wir die Werte der Allmende stärken? Sind unsere Bedürfnisse „über Gebühr aufgeblasen“ (Rimbaud)? Können wir „radikales Schrumpfen“ (Jordan) wirklich leben?
Warum ist der Kapitalismus gegen die „gegenseitige Hilfe“ eingestellt?
Auf Einladung der Beobachter der Bediener von Maschinen haben wir die Nachbarschaftsakademie im Rahmen des dreitägigen Symposiums SUPRAMARKT vorgestellt.
Auf dem liebevoll, mit Hingabe und mit sehr viel Arbeit und Energie vom BBM e.V. in den letzten Jahren wiederaufgebauten ehemaligen Hof Heinecke, direkt hinter dem Elbdeich in Unbesandten, sind Nachbarn aus der Lenzerwische, mecklenburgischen und brandenburgischen Landwirtschafts- und Land-Kultur-Projekte und VertreterInnen von Selbtshilfe-Projekten aus Athen, Barcelona, Essex und Berlin zusammen gekommen, um sich in Workshops, bei Spaziergängen, wunderbarem Essen (Kantine Vrolena) und beim abendlichen Feuer am Fluss auszutauschen und besser miteinander zu vernetzen.
Die Veranstaltung stand unter dem Thema: „Selbstversorgung … gegenseitige Hilfe … Teilen lernen. Wie reagieren wir auf die Krise?“ Gefragt wurde unter anderem danach, inwieweit Modelle der Selbsthilfe und Selbstorganisation dabei helfen können, mit krisenhaften Entwicklungen des „Kapitalozän“ umzugehen. In der Veranstaltungsankündigung hiess es zum Begriff der Subsistenz:
„Subsistenz“ ist eine seit vielen Hundert Jahren in schwierigen wirtschaftlichen Situationen immer wieder kehrende Antwort auf das von zyklischen, planmässigen Zusammenbrüchen bestimmte Macht-System, das mit seinen Krisen (oder Kriegen) die Pfründe umverteilt. Das Umverteilen gelingt „in der Krise“ viel umstandloser, als das zu Zeiten von Frieden und Wohlstand möglich wäre. Weit verbreitete Ängste vor noch schlimmerem Abstieg erleichtern die Zustimmung der Bevölkerung zu Umstrukturierungsmassnahmen, denen normalerweise berechtigter Widerstand entgegen gesetzt würde. Insofern hängen „Krise“ und unsere Rechte enger zusammen, als dies unmittelbar einleuchten mag. Bei „Subsistenz“ geht es um die Grundbedürfnisse. Doch es geht nicht allein um Essen, Kleidung, Wohnung, nicht nur um reines Überleben, es geht auch um Fürsorge und Geselligkeit, um die Solidarität und Lebensqualität. Aus Gemeinsamkeit entsteht Stärke und das Gefühl von Sicherheit.
Das Wort „subsistenzia“ wird mit „Bestand“, „Selbständigkeit“ übersetzt. Es leitet sich von (lateinisch) subsisto ab, das „innehalten“, „stillstehen“ „zurückbleiben“ bedeutet, aber auch „Aufhören“ und „Widerstand leisten“. Das alles zusammen umschreibt ganz treffend die Bandbreite der Themen, die wir an diesem Wochenende besprechen wollen.
Mit dabei beim SUPRAMARKT unter anderem Netzwerk für RaumUmOrdnung Brandenburg, Hof Uhlenkrug von der Europäischen Kooperative Longo Maï, Irene Publishing, Dial House Essex, Cooperativa Integral Catalana/XCTIT – Transitional initiative for social transformation from below, through self·management, self·organization and networking sowie Kreuzberger Salon und die Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten.