Im Rahmen des Untersuchungsausschuss Gemeingut Grün am Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) haben Kerstin Meyer und Marco Clausen einen Entwurf für einen Dauergartenvertrag für Berlin formuliert. Orientiert an dem 1915 geschlossenen Dauerwaldvertrag, der bis heute die Berliner Wälder vor Spekuklation und Abholzung schützt, will der Dauergartenvertrag die bisherigen prekären Zwischennutzungen beenden und die bestehenden 113 urbanen und interkulturellen Gärten sichern und 200 neue schaffen. Vor dem Hintergrund der sich verschärfende Klimakrise, dem massiven Verlusts an biologischer Vielfalt, aber auch dem Fehlen geteilter Aushandlungsräume einer zunehmend segregierten Stadtgesellschaft, besteht das ziel darin, das gemeinwohlorientierte und selbstorganisierte Grün endlich als Teil der sozialen und ökologischen Infrastruktur zu verstehen und verbindlich in der Planung zu berücksichtigen. Dies hatten über 150 Initiativen bereits 2014 im Urban Gardening Manifest gefordert.
Das Heft Gemeingut Grün: Ein Dauergartenvertrag für Berlin kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Wer unsere Arbeit zum Erhalt des Prinzessinnengartens am Moritzplatz unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an Common Grounds tun. Betreff „Spende Gemeingut Prinzessinnengarten“, Bankverbindung:common grounds e.V., GLS Bank, IBAN: DE91 4306 0967 1147 2337 00
Als Common Grounds setzen wir uns für den dauerhaften Erhalt des Prinzessinnengartens am Moritzplatz ein und darüber hinaus für die Anerkennung der urbanen und Interkulturellen Gärten als unverzichtbarer Bestandteil der sozialen und ökologischen Infrastruktur der Stadt. Hier ein Beitrag von Marco Clausen im Raben Ralf zu dem von uns vorgeschlagenen Dauergartenvertrag, der auch deutlich macht, warum wir Zwischennutzungen für ein Auslaufmodell halten.
Als Common Grounds setzen wir uns am Moritzplatz und allgemein für ein Ende der Zwischennutzungen ein. Sie bedeuten immer, dass das was lokal an Beziehungen und Verwurzelungen aufgebaut wird, jederzeit damit rechnen muss, weichen zu müssen. Zwar mögen Beete umziehen können, Nachbarschaften können es nicht. Entsprechend hat sich auch das Berliner Abgeordnetenhaus für eine „Verwurzelung urbaner und interkultureller Gärten“ in der Stadt ausgesprochen, doch immer noch fehlt es an einer Umsetzung der Ziele, die auch im Koalitionsvertrag festgehalten wurden.
Gerade die gegenwärtige Situation aus Privatisierung, Spekulation und Verdrängung bedeutet: Wenn urbane Gärten weiterhin nur als Zwischennutzung verstanden werden, dann werden sie über kurz oder lang dem Beton weichen. Das zeigen Fälle wie das bedrohte himmelbeet im Wedding oder die Prachttomate in Neukölln. Daher haben wir als common grounds beim Runden Tisch Liegenschaftspolitik einen Dauergartenvertrag für Berlin gefordert, der die bestehenden 113 urbanen Gärten als Teil der sozialen und ökologischen Infrastruktur in Form eines gemeinwohlorientierten Bodenfonds sichert und 200 neue Gärten schafft. Wir haben versucht zu unterstreichen, dass es in diesen Gärten nicht nur um die Freude an den eigenen Tomatenpflasnzen geht (das auch), sondern sie als Bildungsorte und als Räume, in denen unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen, um sich gemeinsam für ihre Nachbarschaft und die Natur einzusetzen, wichtige Bausteine für einen sozial-ökologischen Stadtumbau und eine demokratische Stadtgesellschaft sind. Es ist daher kein Wunder, dass sich alle Fraktionen des Abgeordnetenhaus für eine „dauerhafte Verwurzelung“ der Gärten eingesetzt haben, und nur die AfD die Gärten ablehnt mit dem Argument, hier würde ein „neuer außerparlamentarischer Acker“ entstehen. Es hat lange gedauert, bevor das Grün überhaupt einmal Tagesordnungspunkt des Runden Tisches wurde. Vor genau 6 Jahren wurde hier schon einmal der Prinzessinnengarten diskutiert. Ende 2012 haben über 30.000 Unterstützer*innen die vom Senat geplanten Verkauf der Fläche an einen Investor verhindert. Eine der ganz wenigen Ausnahme in der Privatisierungsgeschichte Berlins, bei der eine bereits entschiedener Verkauf zurückgenommen wurde. Eine Bebauung durch einenen Investor ist damit trotz immer wieder anderslautender Gerüchte auch für die Zukunft vom Tisch. Derzeit gibt es keine Bebauungspläne für diesen Ort, vielmehr hat sich der Bezirk sich für einen Erhalt der gemeinwohlorientierten Funktionen des Prinzessinnengartens ausgesprochen. Am Moritzplatz setzen wir uns als Common Grounds daher dafür ein, dass der Prinzessinnengarten auch nach dem für nächstes 2019 angekündigten Wegzug der mobilen Beete von Nomadisch Grün für die nächsten 99 Jahre als Ort der Bildung, des Austausches, der biologischen Vielfalt erhalten bleibt. Um gemeinsam Ideen, Wünsche und Konzepte für einen Erhalt zu entwickeln, treffen wir uns jeden Montag in der „Commons-Abendschule“.
Das aus dem Untersuchungsausschuss „Gemeingut Grün“ hervorgegangen Magazin zum Dauergartenvertrag kann hier heruntergeladen werden: https://prinzessinnengarten.net/ein-dauergartenvertrag-fuer-berlin/
Im Rahmen der Experimentdays gab es in der Laube Vorträge und Workshops zu den Themen Gemeingüter und Comunity Land Trust und eine öffentliche Wunschproduktion. Mit imaginären Zeitleisten, utopischen Kartierungen, einem Schreibworkshop „Spekulative Fiktion“ und gestärkt von Laura Cadios Kochkünsten haben wir kollektiv Ideen, Imaginationen, Szenarien, Pläne formuliert, wie wir diesen Ort als grüne Oase für die nächsten 99 Jahre erhalten und ihn der Spekulation entziehen können. Mit Ankunft der Tanzdemo „Recht auf Stadt“ gab es eine spontane Pflanzaktion auf dem Moritzplatz.
Im Rahmen des Untersuchungsauschuss Gemeingut Grün am ZK/U haben wir Fahrradtouren zu unterschiedlichen selbstorganisierten und umkämpften Grünräumen unternommen. Wir haben versucht zu zeigen, dass viele der von uns heute als selbstverständlich genutzten Parks und Gärten nicht ohne die Eigeninitiative der Menschen in dieser Stadt und teilweise erst durch die breite Mobilisierung gegen die offizielle Planung entstanden sind. So würde es heute weder den Prinzessinnengarten noch den Park am Gleisdreieck geben, hätte sich nicht Intiativen teils über Jahrzehnte gegen Autobahnplanung und „Kahlschlagsanierung“ gewehrt. Auch das Tempelhofer Feld konnte erst durch einen Volksentscheid der offiziellen Bebauungsplanung entzogen werden. Die erste Berliner Umweltbewegung hat bereits 1915 verhindert, dass der Grunewald nicht zum Spekulationsobekt geworden ist und mit dem Dauerwaldvertrag dafür gesorgt, dass er nicht bebaut werden kann. Besucht haben wir auch aus Initiative von unten entstandene Orte wie Kinderbauernhöfe am Engelbecken und im Görlitzer Park sowie eine der ältestens Kleingartenkolonie, die „Freie Stunde“ in der Panierstraße. Auch die Kleingärten sind aus einer spontanen Bewegung von Berliner*innen entstanden, die im ausgehenden 19. Jahrhundert auf Brachflächen und am Stadtrand angefangen haben zur Selbstversorgung Gemüse anzubauen. Angesichts der heute von Investoren und der Bauwirtschaft lancierten Diskussion über eine Bebauung der Keingartenanlagen und angesichst der von Verdrängung bedrohter Gemeinschaftsgärten wie der Prachttomate und dem himmelbeet wollen wir mit dem Untersuchungsausschuss den Berliner Senat auch daran erinnern, dass er die dauerhaften Sicherung der Grün-, Frei- und Naturflächen versprochen und angekündigt hat: „zusammen mit den Akteur*innen der Gartenszene ein gesamtstädtisches Konzept für urbane und interkulturelle Gärten“ zu entwickeln.
Vielen Dank an Suns & Daughters. Mit einem magischen Abend und einer musikalischen Reise durch die Balkanen und den erweiterten geographischen Raum des östlichen Mittelmeerraums haben Ena Matso Kores (polyphonisches Gesang), OnemansNoise (Laoute) & Vidilust (Geige) auch die Wunschproduktion 99 Jahre Prinzessinnengarten als Gemeingut unterstützt.
Asuschnitt der Karte von Orangotango mit Moritzplatz und Prinzessinnengarten
Das Kollektiv orangotango hat eine Karte zu Aufwertung, Verdrängung und Widerstand in Kreuzberg angefertigt. Die Karte kann hier heruntergeladen werden.
Die Karte kann sowohl als Instrument für die sozial-räumliche Analyse von immobilienwirtschaftlichen Verwertungsinteressen und profitorientierter Stadtgestaltung dienen, als auch stadtpolitischen Protest und Alternativen sichtbar machen, Anregungen für Vernetzung, stadtpolitisches Engagement und konkrete Unterstützung liefern sowie als Bildungs- und Propagandamaterial verwendet werden. Die Karte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern lediglich das gemeinsam zusammengetragene Wissen der Leute widerspiegelt, die am Kartierungsprozess beteiligt waren.
Zusammen mit der Karte wurde 2014 das Wandbild „Berlin not for Sale“ an der Manteuffel- Ecke Naunynstraße gestaltet, das einige der kartierten Orte, Prozesse und Kämpfe visualisiert: https://reclaimyourcity.net/kreuzberg-wandbild
Im Rahmen der Ausstellung An Atlas of Commoning. Orte des Gemeinschaffens ist ein Interview von Christian Hiller und Anh-Linh (arch+) mit Elizabeth Calderon Lüning und Marco Clausen (common grounds) veröffentlicht worden. In Die Einübung einer anderen Vision von Stadt sprechen wir urbane Landwirtschaft, die Nachbarschaftsakademie, die Bedeutung der Gemeingutidee für unsere Arbeit und die Wunschproduktion 99 Jahre Prinzesssinnengarten.
Vorstellung des UA zum Gemeingut Grün in einem Treffen der Berliner Gartenbewegung im Allmende-Kontor
Marco Clausen und Kerstin Meyer, die beide in der Abendschule 99 Jahre Prinzessinnengarten aktiv sind, übernehmen für 3 Monate einen „Untersuchungsausschuss“ (UA) zum Thema Gemeingut Grün. Die Untersuchungsausschüsse sind eine vom ZK/U initiierte Serie nichtständiger Ausschüsse zur Untersuchung von stadtgesellschaftlichen Berliner Sachverhalten ein, deren Aufklärung im öffentlichen Interesse liegen. Der erste UA beschäftigt sich mit gemeinwohlorientierten Organisationsformen für die Berliner urbanen Gärten
Berlin gilt als Hauptstadt der urbanen Gärten. Doch viele dieser Gärten sind prekäre Zwischennutzungen. In dem dreimonatigen „Untersuchungsausschuss“ am ZK/U greifen Marco Clausen (Prinzessinnengarten/ Nachbarschaftsakademie) und Kerstin Meyer (100% THF, Volksentscheid Retten) zwischen Juli und September die von der gegenwärtigen Koalition in Aussicht gestellte gesamtstädtische Planung für interkulturelle und urbane Gärten auf und gehen den Fragen nach: Können wir das Grün von unten dauerhaft sichern und gemeinwohlorientiert organisieren, oder müssen die Gärten dem Bagger weichen?
Alle Interessieren sind eingeladen, sich aktiv in den Untersuchungsausschuss einzubringen und sich an den regelmäßige Arbeitsgruppentreffen zu beteiligen.
1987 hat Jochen Liedtke im SO36 aus Blechen des Görlitzer Bahnhofs eine 2 Meter hohe und 100 Kilogram schwere Metallskulptur geschweißt. Das Herz, dessen Klappen durch mechanische Vorrichtungen schlagen, ist zehn Jahre lange in Berlin, Dresden, Hamburg und Berlin zu sehen gewesen und wurde dann eingelagert. Jetzt fängt es wieder an zu schlagen und mit ihm die Erinnerung an ein anders Kreuzberg aus Instandbesetzungen und alternativer Kultur. Die Zeiten, so Liedtke, haben sich geändert:
„Die Geldgier weniger steht dem Leben, Wohnen und Arbeiten vieler gegenüber. Das Herz soll dazu anregen, wieder darüber nachzudenken, wie die Lebensqualität in der Stadt erhalten und bewahrt werden kann“.
Jetzt wandert das Herz in die Laube im Prinzessinnengarten und wird hier wiederbelebt. Das Herz erzählt auch von den in den 70er und 80er Jahren erkämpfen Freiräumen und unterstreicht mit seinem Schlagen, dass es diese heute nicht ohne die Leidenschaft der sich in der Nachbarschaft engagierenden Menschen geben würde. Der ausgebomte und als Schrottplatz genutzte Görlitzer Bahnhof ist erst durch das Engagement der Anwohner*innen zu einem Park geworden. Die Werkstatt, in der das Herz wiederbelebt wurde, findet sich in einem ehemals besetzten Haus in der Oranienstraße, das durch eine selbverwaltete Eigentumsstruktur (Luisenstadt eG) der Spekulation entzogen wurde. Das gleiche gilt für unsere Veranstaltungsräume in der O45 (Mietshäusersyndikat). Das SO36 lebt weiter als alternativer, schwul-lesbischer und politisch engagierter Veranstaltungsort. Und auch den Prinzessinnengarten würde heute nicht am Moritzplatz gedeihen, hätte nicht eine Allianz aus Anwohner*innen, Nachbarschaftsinitiativen, sozialen und lirchlichen Einrichtungen, Planer*innen und Politiker*innen die „Kahlschlagsanierung“ und den in der Oranienstraße geplanten Autobahnbau verhindert. Heute nimmt das Herz sein schlagen in der Laube auch für die Wunschproduktion 99 Jahre Prinzessinnengarten als Gemeingut wieder auf: #GewachsenUmZuBleiben
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