Topic: Urbane Gartenbewegung

Save R-Urban

„Wenn die Utopie gegen die Wand fährt“ – so der Vortragstitel des wegsweisenden und vielfach preisgekrönten Projekts R-Urban kürzlich in der Nachbarschaftsakademie. Allem internationalen Applaus zum Trotz ist dieser wunderschöne Ort akut von der Räumung bedroht. Wenn auch manchmal Kurzsichtigkeit und Ignoranz einen denken lässt, das kann doch nur ein Scherz sein, lassen wir doch nicht gleich vor Schreck die Harke ins Beet fallen.


Gemeingüter: Über die Gärten hinausdenken

Foto: Agrocité von Atelier d’Architecture Autogérée
Foto: Agrocité von Atelier d’Architecture Autogérée

Der Guardian nennt in einer Serie zum Thema urbane Commons das Projekt R-Urban von Atelier d’Architecture Autogérée als ein herausragendes Beispiel dafür, wie man städtischen Gemeingütern über die in der Regel in diesem Zusammenhang als Beispiele angefürten Gemeinschaftsgärten hinausdenken kann. Doina Petrescu und Constantin Petcou von aaa hatten R-Urban kürzlich in der Nachbarschaftsakademie vorgestellt, dabei aber auch auf die gegenwärtig akute Drohung der Verdrängung des international renommierten und vielfach ausgezeichneten Projektes hingewiesen.

(mehr …)


Die „Wien wächst Show“

Soho Wien

Eingeladen von SOHO in Ottakring sind wir mit der Nachbarschaftsakademie / Prinzessinnengarten nach Wien gefahren. SOHO betreibt in den letzten Jahren mit Werkstattgesprächen, Filmabenden und gemeinsamen Essen eine nachbarschaftsorientierte Kulturarbeit in dem zwischen 1924 und 1928 gebauten Sandleitenhof, dem größten Wiener Gemeindebau.* Schwerpunkt des diesjährigen Programms ist das Thema Ernährung. Die „Wien wächst Show“, zu der wir eingeladen waren, hat das Künstlerinnen-Kollektiv „Kuserutzky Klan“ mit Liedern, einer Auto-Entwöhnungshypnose und einem Werkstattgespräch organisiert.

(mehr …)


Was tun, wenn die Utopie an der Gegenwart zerschellt?

 

IMG_5463aaa

Constantin Petcou und Doina Petrescu vom dem weltweit hoch angesehenen Büro für partizipative Architektur Atelier d’architecture autogérée (aaa) haben die Nachbarschaftsakademie besucht. Das Büro gilt als architektonischer Pionier im Umgang mit sozialen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart. Das Projekt R-Urban in Colombes, das urbane Landwirtschaft, Recycling und genossenschaftliches Wohnen miteinander verbindet, wurde mit dem  Zumtobel Award und dem Cury Stone Design Preis ausgezeichnet. In dem Gespräch, zu dem trotz Gewitter und strömendem Regen 60 Interessierte kamen, wurde aber auch deutlich, wie stark bedroht das Projekt trotz aller internationaler Anerkennung ist. Die nach den Regionalwahlen inzwischen rechte Stadtregierung will das Projekt beenden und plant stattdessen einen temporären Parkplatz zu errichten. Mehr zu dem Abend mit Constantin Petcou und Doina Petrescu hier


Urbane Gärten: „Nischenanliegen“ oder soziale Bewegung

Kürzlich veröffentlichte der Autor Max Scharnigg in der Süddeutschen unter dem Titel „Grüner wird’s nicht“ eine Polemik gegen das „Nieschenanliegen“ urban Gardening. Dem Bauen und der Verdichtung das Wort redend, spricht Scharnigg über „betreutes Gärtnern für die herumstümpernde Ökoschicht.“ Es handele sich um „Spielplätze für wenige.“ Christa Müller, Geschäftsführerin der anstiftung, betont in ihrer Erwiderung „Grüne Revolution“ in der Frankfurter Rundschau“Gärtnern in der Stadt ist hochpolitisch. Wer die Bewegung verniedlicht, versperrt sich selbst den Blick auf den gesellschaftlichen Wandel.“ Sie verweist dabei unter anderem auf das von 120 Initiativen unterzeichnete Urban Gardening Manifest.

Weiter heisst es: (mehr …)


Studie „Die neuen Gartenstädte“

NeueGartenstädte

„Die neuen Gartenstädte“, ist eine Studie von Ella von der Haide zu Kooperationsmöglichkeiten zwischen Kommunen und Gemeinschaftsgärten. Anhand von 34 best practice Beispielen aus Deutschland, Österreich, den USA, Kanada, Frankreich und Großbritannien will die Studie Kommunen ein Hilfsmittel an die Hand geben, um Ideen für Strategien und Kooperationsmöglichkeiten mit den Initiativen zu entwickeln. Die recherchierten Beispiele reichen von Maßnahmenpaketen zur Förderung von urbanen Gärten wie z.B. „Green Thumb“ in New York, über Rahmenplanungen für kommunale Ernährungsstrategien in Brighton oder die „BioMetropole Nürnberg“ bis hin zu visionären Planungen von Neubaugebieten wie Agropolis in München. Die Studie entstand im Auftrag der Münchner Stiftungsinitiative für urbanes Gärtnern. Ella von der Haide ist auch bekannt durch ihre Dokumentationsserie „Eine andere Welt ist pflanzbar“ über urbane Gärten in Nordamerika, Cape Town, Buenos Aires und Berlin. 

Hier kann die Studie kostenlosen heruntergeladen werden

 


Verlängerung für den Stadiongarten Zürich

Unsere Einladung in die Schweiz haben wir dazu genutzt, um zusammen mit Franzi (Gärtnerin in Berlin) und Micha (Fahrradkurier und Pizzakoch im Prinzessinnengarten) den Stadiongarten zu besuchen. Neben den Tribünenresten des ehemaligen Stadions der Grashoppers Zürich gärtnern hier über 100 Menschen, die für die Nutzung der Beete nichts zahlen müssen.

stadiongarten

Zürich West: ein Gartenidyll zwischen Baukränen

Trotz der schon kühleren Temperaturen war der Garten belebt, als wir am Samstag Vormittag mit den Rädern vorbeischauten. Das Backkollektiv brotoloco  – ein Ableger des Gemüsekollektivs ortoloco – war gerade dabei, Rundlinge in den beeindruckenden Lehmofen zu schieben. Begrüßt wurden wir von Wanda und Lolo. Lolo ist inzwischen – finanziert von der Stadt Zürich – hauptamtlicher „Brachenpfleger“. Zusammen haben uns die beiden den Garten gezeigt, die Philosophie dahinter erläutert und die Geschichte seines Entstehens und auch seines unverhofften Weiterlebens erzählt. (mehr …)


Workshop Kopenhagen

kopenhagen2014

Auf Einladung der Künstler Kirsten Dufour and Finn Thybo Andersenmore haben wir zusammen mit Asa Sonjasdotter im Astrid Noacks Atelier (ANA) in Kopenhagen an einem Workshop zum Thema „Diversität – Demokratie“ teilgenommen. Asa hat aus ihrer künstlerischer Forschungsarbeit zur Vielfalt von Kartoffeln (potatoperspective.org) und der Herausbildung „reiner Linien“ bei Kulturpflanzen berichtet. Als Kontrast zur dargestellten Industrialisierung und Normierung von Kulturpflanzen ging es im Workshop auch um die Praxis der Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt. Soeren Hoff hat erzählt, dass es in Dänemark vor 27 nur noch 3 Sorten Kürbisse im Handel gab. Aus Frustration über diese kulturelle und biologische Verarmung haben Menschen angefangen selber Saatgut zu besorgen und zu erhalten. Soeren selbst züchtet (aus Hybridsaatgut) heute samenfeste Sorten, beispielsweise Auberginen, die an die spezifischen Bedingungen in urbanen Gärten angepasst sind.

Temporärer Garten Prags Have

Temporärer Garten Prags Have

Den Besuch in Kopenhagen haben wir auch genutzt, um uns über die Frage von temporären und langfristigen Landnutzung von alternativen Projekten zu informieren. Dazu haben wir unter anderem mit frühen AktivistInnen des aus der Besetzung eines ehemaligen Militärstandorts in den frühen 70er Jahren hervorgegangenen selbsterklärten Freistaats Christiania gesprochen. Inzwischen wurde das Gelände mit einer „Volksaktie“ vom dänischen Staat abgekauft. Daneben haben wir den Gemeinschaftsgarten „Prags Have“ besucht. Unter anderem inspiriert durch einen Besuch im Prinzessinnengarten war das Projekt zusammen mit zahlreichen kulturellen und gewerblichen Zwischennutzungen 2011 auf dem Gelände einer ehemaligen Farbfabrik entstanden. Es handelte sich um den ersten neuen Gemeinschaftsgarten in Kopenhagen. Inzwischen sind, auch mit Unterstützung der Gemeinde, über 20 weitere neue Gemeinschaftsgärten in der dänischen Hauptstadt aufgebaut worden. Die schnelle Entwicklung einer urbanen Gartenszene in Kopenhagen liess sich im September an der „Eat Your City“-Konferenz ablesen. Nachdem er wichtige „Bestäubungsleistungen“ erfüllt hat, muss der temporäre Pionier „Prags Have“ allerdings  nun gehen. Auch vor dem Hintergrund einer schnellen Entwicklung des Immobilienmarktes wurde das Gelände kürzlich an eine Lagerfirma verkauf, obwohl die besitzende Firma zunächst einer stärker nachbarschaftsorientierte Entwicklung vorgesehen hatte. Der Garten wird Ende 2014 aufgelöst. Die Beete und Materialien werden an Schulen und andere Einrichtungen in der Nachbarschaft sowie an befreundete Gärten verteilt.


Urban Gardening Manifesto (English)

In September 2014 the Manifesto „The City is Our Garden“ was published and has already been signed by more than 80 initiatives in Germany.

Manifesto: The City is Our Garden

For a few years now new forms of collaborative gardens have been evolving in numerous cities. These urban community gardens are an experimental space for a good city life. Together we, the city farmers, will transform fallow land into meeting places, harvest our own seeds, keep bees between and on top of high-rise buildings, experiment with various types of composting and exercise ourselves in preserving produce. We advocate a city worth living in and an urbanity that is future-oriented. A public space without access limitation or the obligation to consume is very important for a democratic and plural urban society. We are experiencing that on a daily basis.

 Urban Community Gardens are:

  • Common goods, opposing the increasing privatisation and commercialisation of public space
  • A place of cultural, social and cross-generational variety and neighbourly collaboration
  • A spot to experience nature, biodiversity, food sovereignty and seed preservation
  • An ambience that welcomes participation in the form of designing, preserving and nourishing, thus creating an environment for the cooperative urban society to thrive in
  • An experimental space to invent, form, re-use, repair and convert
  • Ecological alternatives to soil sealing, fallow land and buffer strips
  • Spanning the gap between city and rural agriculture by increasing awareness of high-quality food and that certain kind of agriculture which respects nature’s limitations and inherent worth, global justice and fair production conditions
  • A place of environmental education, collective learning, trading and sharing
  • Venues of quietness and shared time
  • A contribution to a better climate, quality of life and environmental justice
  • A vivid alternative to solitude, violence and anonymity.

 

In Summary

Urban gardens are part of a vivid and sustainable city that is worth living in. Their prominence and numbers are rising continuously. However, their legal status is nonetheless precarious and their continuity oftentimes uncertain. Many municipalities only consider the monetary value of an area, not its impact on the urban space and the metropolitan society.

We summon the politicians and urban planners to recognise the importance of community gardens, strengthen their position, integrate them in the construction and planning law and initiate a paradigm shift towards a garden-friendly city. Similar to the car-friendly city that granted every citizen the right to a parking space, the garden-friendly city should provide urban nature in walking distance. In practice this means:

  • Providing the citizens with the right to shape the public place
  • Guaranteeing close-to-home, public spaces for non-commercial use and as a learning facility to the citizens
  • Implementing high-quality green space and urban nature while taking the needs of the different groups of humans, animals and plants into account.

Urban gardens are our habitat. This is where diversity is gathering, perspectives are growing and a sustainability-based society is evolving. We want our gardens to take root here. The city is our garden.

(mehr …)


Beratungsplattform urbane Gärten

beratungsnetzwerk

Netzwerktreffen der von Common Grounds und der Anstiftung zusammen mit zahlreichen Gemeinschaftsgärten aufgebauten Beratungsplattform für urbane Gärten; mit dabei unter anderem die Interkulturellen Göttingen, Aachen und Lichtenberg, die Berliner Gärten Allmendekontor, Himmelbeet, Pyramidengarten, Mauerpark und Prinzessinnengarten, das Gartendeck aus Hamburg, Neuland aus Köln, die Gemeinschaftsgärten aus Dresden und Annalinde aus Leipzig